PD

Das seh ich, das nicht

Verirrt am Irchel. Finde Waltraud und ihre verlorenen Gegenstände!

25. November 2009

Prinzessin Mononoke

Prinzessin Mononoke kämpft den Jahrhunderte alten Zwist zwischen Natur und Mensch neu aus. Der Regisseur Hayao Miyazaki setzt sein Fantasiemärchen «Mononoke Hime» in die Muromach-Zeit, eine Epoche des Kriegszustandes in Japan. Nicht nur die Situierung des Films in die Jahre zwischen 1333 und 1568 ist gut durchdacht. Miya­zaki legt auch besonderen Wert auf die Darstellung des kulturellen und religiösen Erbes jener Zeit. Waldgeister, Dämonen und Tiergötter gehören so selbstverständlich zum Figurenset, wie Prinz und Prinzessin. Das Fantasiemärchen behandelt hochaktuelle Themen wie Umweltzerstörung und Gräuel des Krieges. Wie nur wenige Animes vermag dieser Film, den Zuschauer in seinen Bann zu ziehen. Statt von kitschigen Glupschaugenbildern oder bewegungslosen Figuren lebt die Szenerie von Naturbildern, wie wir sie aus Herr der Ringe kennen. Sie ziehen den Zuschauer förmlich in diese Traumwelt hinein. Der Soundtrack von Joe Hisaishi untermalt die Spannung und lässt die Bilder noch eindrücklicher wirken. Wer sich vom Kultstatus des Animegenres überzeugen möchte, ist mit «Prinzessin Mononoke» bestens bedient.

Tokyo Godfathers

Wer hingegen lieber einen 0815-Anime für langweilige Adventsabende sehen will, der fährt mit «Tokyo Godfathers» genau richtig. Ebenfalls ein Anime aus Japan, der aber im heutigen Tokio spielt und dem westlichen Zuschauer kaum Einblick in die Japanische Kultur bietet. Plump zeigt er, was die Tokioter vom Westen übernommen haben. Der Film beginnt denn auch mit einem seifenopermässigen Weihnachtsfest. Eine alte Transe, ein obdachloser Alki und eine junge Ausreisserin nehmen ein Findelkind in ihre Kartonhütte auf – just in der Heiligen Nacht. Symbolträchtiger würde für Brechreiz sorgen. Wilde James-Bond-Szenen wechseln all zu hastig mit schnulzigen Heulsequenzen. Zu oft lebt der Film von Zufällen statt von schlüssigen Handlungssträngen. Zudem vermittelt der Film den Eindruck, der Regisseur wäre zu faul gewesen, um seine Fantasie spielen zu lassen. Einzig die Dialoge überraschen hie und da mit ein wenig Schalk. Letzlich kann aber die Überdramatik den Zuschauer nur zum Lachen animieren oder kalt lassen – keine gute Wahl für die von Kerzenlichtern dominierte Jahreszeit.