Sorgenbox
Historische Persönlichkeiten äussern sich zu Studiums-Sorgen. Dieses Mal: Boris Jelzin.
Lieber Boris
Diese Erstsemestrigenpartys öden mich an. Keine Stimmung, langweilige Leute, schlechte Musik. Kannst du mir das Geheimnis verraten, wie ich wieder einmal so richtig abfeiern kann?
Viktor Grübler
Na Sdarówje, Na Sdarówje! Junger Freund, niet problema, wenn du auf dem Trockenen sitzt, helfe ich dir natürlich. Also adin: Egal, ob in der Russendisko oder am Staatsbankett, Spass kann man überall haben! Unter meiner Präsidentschaft war jede Auslandreise wie eine weisse Nacht im Mittsommer in St. Petersburg, endlos und nur mit Wodka zu ertragen. Dwa: Erscheine niemals unvorbereitet! Oder wie glaubst du, habe ich die UdSSR zum Torkeln gebracht? Ohne meinen Flachmann aus der Studentenzeit in Swerdlowsk hätten mich keine zehn moskowiter Bären auf diesen Panzer gebracht. Tri: Lass dich nicht aus der Bahn werfen! Das hat viel mit Prawilo dwa zu tun, denn wenn du dich ordentlich eingestimmt hast, kann dich nichts zum Schwanken bringen, egal wie sehr man dir einschenken will. Bis auf einmal, als es mich in Schweden erwischt hat. Ich habe deren Fleischbällchen mit Björn Borgs Kopf verglichen und bin dann vom Podium gekippt. Was uns direkt zu Prawilo tschetirje führt: Hab immer eine lustige Geschichte zu erzählen! Wie die, als mich die Polizei in Washington aufgegriffen hat, weil ich in Unterhosen gerade eine Pizza bestellen wollte. Befolge diese vier einfachen Regeln und das Partyvolk wird sich vor dir niederwerfen wie die westliche Welt vor Putin. Zum Schluss noch ein Trinkspruch auf meine Heimat, der mich mein ganzes Leben hindurch begleitet hat: «Trinken wir darauf, dass wir so viel Kummer erfahren, wie Wodka gleich in unseren Gläsern übrig bleibt!»
Boris Nikolajewitsch Jelzin, *1. Februar 1931 in Butka, Oblast Swerdlowsk – †23. April 2007 in Moskau. Er war der erste Präsident Russlands. Kürzlich wurde bekannt, dass Jelzin 1995 im weissen Haus so viel getrunken hatte, dass er in Unterhosen ein Taxi rufen wollte.