Melanie Hügli ist Gärtnerin und Floristin. Nicolas Zahn

Kaffeepause mit Melanie Hügli

Die Redaktion verknurrte uns zur Partnerschaftsstudie. Chinesische Zeichen, Cracker und Langeweile. Ein Erlebnisbericht.

4. Mai 2009

Hinter der Türe zu einem Gewächshaus beginnt die Welt von Melanie Hügli und den anderen acht Gärtnerinnen und Gärtnern, welche die Uni Zürich beschäftigt. Ich treffe Frau Hügli im Strickhof der Universität Irchel, einer der drei Universitätsgärtnereien und gleichzeitig das «grüne Zentrum». Hügli, grossgewachsen und mit schwarzem Schal behängt, bindet noch einen Blumenstrauss. Dann nimmt sie entspannt auf ihrem Bürostuhl Platz. Statt einer Thermoskanne mit Kaffee steht eine Flasche Pflanzendünger auf ihrem Schreibtisch.

Wer denkt, dass es die Gärtner den Gewächsen gleichtun und vor sich hin vegetieren, könnte kaum falscher liegen: Seit 7 Uhr arbeiten Melanie Hügli und ihre Kollegen in den Gewächshäusern, in den Parks oder auch im Lichthof, wo gerade ein Blumenstrauss ausgetauscht werden muss. Besonders stressig seien die Vorbereitungen für den Dies Academicus gewesen, erzählt Hügli. «Es hat mir aber viel Freude bereitet.»

Der Umgang mit Pflanzen wurde Frau Hügli quasi in die Wiege gelegt. Sie wuchs in einer Familie von Hobbygärtnern auf – es lag nahe, eine Gärtnerlehre zu machen. Dabei war das Verhältnis zu ihrer ersten Lehrlingspflanze gespannt: «Ziertabak mag ich noch heute nicht!», sagt sie und verzieht ihr Gesicht. Ein Leben ohne Pflanzen ist für sie keine Option. Nur konsequent, dass sie ihren «grünen Daumen» auch zu Hause nicht ruhen lässt. Um ihre Kreativität auch im Beruf auszuleben, schloss sie ebenfalls eine Floristinnenlehre ab. Ich frage mich, wie es um die Anerkennung ihrer Arbeit steht. Bei einem Bild weiss jeder, wer der Künstler ist – wer weiss dies schon bei einem Blumenstrauss? «Ich leide überhaupt nicht an fehlender Anerkennung», versichert sie. Die bekomme sie, wenn die Leute Freude an den Werken der Gärtnerei haben. «Das Lob erreicht mich aber meistens indirekt», sagt Hügli.

Als Pollengeplagter bitte ich Frau Hügli, mir die Faszination der Pflanzenwelt näher zu bringen. Dieser Bitte kommt die leidenschaftliche Gärtnerin nur zu gerne nach. Sie beginnt zu schwärmen: Pflanzen seien erstmal ein genügsamer Haustierersatz, weil weniger nachtragend als Katzen. Hügli lehnt sich nach vorne. «Neben den normalen Pflanzen gibt es spezielle Pflanzen, die ich selbst setzte und scharf beobachtete», verrät sie, «Pflanzen mit Geschichten dahinter.» Was für spezielle Pflanzen, was für Geschichten? Melanie Hügli fällt kein Beispiel ein. Vielleicht soll das auch ihr Geheimnis bleiben.

Die Gärtner bleiben gerne unter sich mit ihren Pflanzen, so scheint es. Kontakt mit den anderen Bewohnern des Uni-Universums ist recht selten, es sei denn, ein Dozent braucht ein schönes Bouquet für sein Jubiläum und bringt noch rasch die Wunschliste vorbei. Wozu braucht man auch die Menschen, wenn man die Natur hat? Die Faszination für Pflanzen wird auch in Melanie Hüglis Wahrnehmung sichtbar. So schwärmt sie unentwegt von den Pflanzen im Lichthof. Hast du diese schon entdeckt?