Liz-Studierende sind eine aussterbende Spezies. Denis Twerenbold

Hau den Liz-Studi!

Die Umstellung auf Bologna macht Liz-Studierende zu ausgeschlossenen und lästigen Zuhörern. Abgezockt werden sie auch noch. Offenbar will man sie möglichst rasch loswerden.

25. März 2009

Mit dem Bologna-System geht die Freiheit flöten, die Liz-Studierenden haben dafür 16 Semester studiert und immer noch nichts geleistet: Eine bekannte Diskussion.

Tatsache ist, dass beide Systeme ihre Vor- und Nachteile haben. Es gibt die Hansdampfs, die stur immer das Gras jenseits des Zauns als grüner empfinden. Und es gibt diejenigen, die sowieso immer Recht haben und darum auch immer das System propagieren, in dem sie sich selbst befinden. Fakt ist, dass ich als Liz-Student mit meinen Systemgenossen zurzeit einen schweren Stand habe.

Nicht nur die Umstände, dass am Ende die Liz-Arbeit während Monaten – bei manchen gar Jahren – für regelmäs-sige Depressionsanfälle sorgt und dazu noch der unglaubliche Lernstress der Abschlussprüfungen kommt, verärgert uns. Nein, als Liz-Student fühlt man sich an der Universität zurzeit einfach nicht willkommen. In gewissen Vorlesungen gibt es tatsächlich eine feste Anzahl reservierter Plätze für Bologna-Studierende. Ein vernichtend kleiner Teil ist für Zuhörer und Liz-Studierende offen. Es mag ja durchaus sein, dass man sich im Liz-System ohne grosse Aktivität bis zum Ende durchmogeln konnte, doch nun auf Augenhöhe mit den Zuhörern (!) um die Plätze zanken zu müssen, das scheint nach 13 Semestern Universitätstreue doch sehr unangemessen.

Vor dem Verlassen bitte zahlen

Während die Bachelor- und Masterstudierenden eifrig büffeln, treffen sich die Lizer am Stammtisch und jeder weiss von einer Ungerechtigkeit zu erzählen. So sind die Prüfungstermine unmittelbar nach Semesterbeginn angesetzt, sodass man für die letzten vier Wochen der Prüfungssession nochmals die vollen Semestergebühren abdrücken muss.

Ich sage euch, dafür seht ihr mich dann 13 Mal in der Woche im Superkondi. Für die ganze Zeit, während der ich direkt nach dem Studium stemple, aber offiziell immer noch eingeschrieben bin! Und will man als Liz-Student endlich einmal etwas Sinnvolles wie Spanisch lernen, so muss man dafür mehr berappen als die Kollegen, die im neuen System studieren.

Verständlich scheint mir, dass es eine grosse Herausforderung ist, zwei verschiedene Systeme gleichzeitig zu betreiben. Praktischerweise will man möglichst schnell eines davon aus der Welt schaffen. Wer sich jedoch dazu überwindet, vom alten ins neue System zu wechseln, der muss damit rechnen, dass viele seiner bisherigen Leistungen nicht anerkannt werden. Da kann es schon vorkommen, dass wir trotz zweistelliger Semesterzahl noch einmal Proseminare und Einführungsvorlesungen besuchen müssen.

Ja, einst waren wir stolze Liz-Chiller, nun will man uns nicht mehr. Die Punktejagd ist übermächtig, und es bleibt kein Platz mehr für uns, die alles immer etwas lockerer angegangen sind. Wir können nur noch eines tun: So schnell wie möglich abschliessen und in der totalen Gleichberechtigung der Arbeitswelt neues Glück finden.