So oft wie Geschäftsführer Chrisoph Gasser ist wohl noch niemand umgezogen. Isabel Hempen

Move it!

Vor fünf Jahren gründete Christopher Gasser Studentmove. Seither zügelt das Unternehmen alles von Kunst über Krempel bis hin zu Kleidern.

14. Februar 2009

Einmal erteilte eine Dame im Zürcher Seefeld seinem Unternehmen den Auftrag, eine Ladung Kleider nach Lausanne zu transportieren, erzählt Christopher Gasser. «Wir waren mitten beim Einladen, als die Dame anfing, ihre teuren Anzüge in den nahen Bach zu werfen.» Warum sie die schönen Stücke denn fort werfe, fragte er sie. Sie habe zu viele Kleider, antwortete die Frau: «Die müssen jetzt in den Bach.»

Vieles ging zu Bruch

Mit einem VW-Camper fing alles an. Damals, im Jahr 2002, hatte der heute

27-jährige Gasser gerade ein Jahr BWL an der Universität Zürich hinter sich. Zum theorielastigen Studium suchte er einen praktischen Ausgleich. Er begann Umzüge für Studierende zu organisieren. Aushänge in den Uni-Gebäuden warben für seine Dienste. Die Camper-Züglete gestaltete sich chaotisch, war der VW doch mit Küche, Schränken und Sitzgruppe ausgestattet. Immer wieder ging etwas zu Bruch. Dennoch fuhr er bis zu sechs Aufträge in der Woche. Schliesslich entschied er sich 2004, eine Firma zu gründen. Sein Startkapital, während zwei Jahren zusammengespart, betrug 10’000 Franken. Als erstes kaufte er davon ein neues Auto.

Studentmove wuchs rasant. «Es macht Spass zuzuschauen, wie die eigene Firma wächst», sagt Geschäftsführer Gasser. Doch wenn das Unternehmen wächst, steigt auch der Investitionsbedarf und die Probleme häufen sich. Immer wieder wurde es knapp in der Kasse. Gasser hatte Löhne zu zahlen und wusste zuweilen nicht wie. Dennoch gelang es ihm, ohne Kredit über die Runden zu kommen. Hundert-Stunden-Wochen waren dabei keine Seltenheit.

2006 wuchs der Umsatz binnen eines Jahres um das Achtfache. «Finanziell geht es dem Unternehmen immer besser», meint Gasser, der seit einem Jahr nachts wieder schläft. Sein Team besteht momentan aus fünf Leuten. Daneben beschäftigt er vier Festangestellte und rund fünfzig Teilzeitmitarbeiter – Umzugshelfer, viele davon Studierende. Etwa achtzig Aufträge führt Studentmove im Monat aus. Im Internet ist das Unternehmen stark präsent. Auch andere Taktiken dienen der Werbung: Zwei Werbeautos und zwanzig Studentmove-Drahtesel stehen in Zürich.

Mehr als drei Tage Ferien

Was eigentlich als Nebenbeschäftigung zum Studium begann, wurde zum Vollzeitjob. Zum Studieren blieb wenig Zeit. Dennoch war Gasser das Studium immer wichtig – diese Tage reicht er seine Lizentiatsarbeit ein. Gasser ist froh, dass die zusätzliche Belastung durch das Studium in Zukunft weg fällt. Dann möchte er alte Freundschaften pflegen und wieder einmal länger als drei Tage Ferien machen und sich sonst ganz auf den Job konzentrieren. Bei grossen und komplizierten Umzügen ist Gasser zuweilen auch selbst vor Ort. So auch an jenem Tag, als in der Bahnhofstrasse ein Kleidergeschäft geräumt werden sollte. Dies war nicht mehr nötig: Das Geschäft war über Nacht ausgeraubt worden.

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StudentMove GmbH