Seitensprünge
Unser Reporter half 0.8 Stunden in der Polyball-Werkstatt mit. Fürs Gratisticket reichte das nicht. Dafür entdeckte er beim Kleistern seine archaischen Triebe wieder.
Wie immer an ungeraden Montagen nach einer Vollmondnacht war ich gestern wieder einmal in einer Vorlesung. Da der Stoff seit Semesterbeginn leider weder einfacher noch interessanter geworden ist, entwickelte sich Zeitunglesen erneut zur Hauptbeschäftigung. Wie so oft füllte die Wirtschaftskrise wieder die Titelseite. Die UBS als treue Kolumnenbegleiterin erreichte wieder einen historischen Tiefstand (abgesehen von den zuständigen Wirtschafsredaktoren findet das aber kaum mehr einer im Land historisch) und die Schlagzeilen für Ende Jahr sind bereits absehbar («UBS-Boni übersteigen Rettungspaket von 6 Milliarden»).
Eine kleine Wirtschaftszeitungsschau online (Vorlesungen dauern leider etwas länger als 20 Minuten) bringt dann plötzlich noch andere Krisenopfer ausser Bankern und Steuerzahlern zum Vorschein. Das Wall Street Journal (selbst auch finanziell und lesermässig etwas durchgeschüttelt, deshalb dem Boulevard vieleicht stärker zugeneigt) weiss von einer Studie über den Einfluss der Krise auf Ehebrecher mit Vermögen über 20 Millionen Dollar. Wie der «Wealth Report» der Zeitung berichtet, wollen mehr als 80 Prozent der Millionäre mit ausserehelichen Geliebten aufgrund der drohenden Rezession bei Geschenken und Unterhalt sparen. Zwölf Prozent wollen angeblich ihre Seitensprünge sogar ganz aufgeben. Immerhin müssen sich von reichen Frauen umsorgte Pöstler, Gärtner und Poolboys weniger Sorgen machen: Von den Sugar Mommies unter den Superreichen wollen nur 20 Prozent an diesem Ende sparen.
Das Journal fand dazu sogar noch ein erklärendes Statement einer Gender Studies Forscherin: «If your husband lost his job on Wall Street and he’s miserable, you need the escape.» Die armen Banker suchen also vielleicht besser nicht zuhause Trost.
Womit wir dann wieder bei dem steigenden Alkoholabsatz, bekannt aus der der letzten Ausgabe, wären.