Der neue Dekan der WWF im Gespräch. Lukas Messmer

«Lockerheit ist keine Tugend»

Dekan Josef Falkinger über die Modulbuchungsprobleme bei den Wirtschafts-Studierenden.

24. November 2008

Herr Falkinger, glauben Sie im Zweifelsfall einem Studierenden oder dem System? — Das ist eine Frage der Beweisführung, die ein Rechtsverfahren feststellen muss. Dazu kann ich nichts sagen. Nehmen wir an, ich will die Prüfung Makroökonomik I schreiben, bin aber nicht auf der Liste. Ich bin mir aber sicher, dass ich das Modul gebucht habe. — Wenn Sie an der Prüfung erscheinen, kann man nicht spontan abklären, ob Sie zugelassen sind. Dann dürfen Sie die Prüfung schreiben, aber auf eigenes Risiko. Im Nachhinein überprüfen wir, ob Sie im Buchungstool angemeldet sind. Und falls jemand einen Ausdruck der Buchung vorweist? — Jeder Studierende, der eine Lehrveranstaltung korrekt gebucht hat, kann sich auf seine Buchung verlassen. Alleine in diesem Semester verzeichneten wir 14’662 Buchungen. Jede Aktion der Benutzer wird vom System protokolliert, es gibt also einen Vorgangsbeleg, der zeigt, wer wann einen Eintrag macht. Im Zweifelsfall holt das Dekanat bei den Informatikdiensten dieses Protokoll ein. Selten kommt es vor, dass es eine Abweichung gibt zwischen dem Ausdruck, den der Studierende mitbringt, und dem System. Da sind aber einige Fälle bekannt. — Nur vereinzelte. Circa ein Prozent der Studierenden schreibt Gesuche wegen Problemen mit dem Buchungstool. Viele, weil sie eine Frist nicht beachtet haben. Härtefälle gibt es ganz wenige. Es gibt theoretisch zwei Möglichkeiten. Entweder wurde der Ausdruck vom Studierenden manipuliert oder im System ist ein Fehler aufgetreten. Das ist eine schwierige Situation. Wir bemühen uns, auch den kleinsten Rest an Unsicherheit zu beseitigen. Gibt es in der Fakultät Richtlinien, wie solche Probleme behandelt werden? — Das Buchungssystem ist eingebettet in eine universitätsweite Regelung: Es gibt allgemeine Rechtsvorschriften, die Studienreglemente und den Rechtsweg. Die Studierenden sind selber verantwortlich für die Buchung ihrer Module. Im Grossen und Ganzen sind wir mit dem System zufrieden. Trotzdem hat man das Gefühl, dass nicht immer mit gleichen Ellen gemessen wird. — Wenn ein Studierender vergisst, die Buchungsfrist einzuhalten, ist das ein klarer Fall. Eine Frist ist eine Frist. Es muss eindeutige Regeln geben, die angewendet werden. Das ist gerecht. Es gibt keinen Zweifel daran, dass eine grosse Studierendenzahl und ein vielfältiges Lehrangebot nur zuverlässig verwaltet werden kann mit einem standardisierten EDV-System. Auffällig ist, dass an anderen Fakultäten solche Probleme mit verschwundenen Buchungen unbekannt sind. Wieso diese Strenge an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät? — Ich kann zu Ihren Behauptungen, was die anderen Fakultäten betrifft, nichts sagen. Ich möchte nochmals betonen, dass wir nur einzelne Problemfälle haben. Sie suggerieren, dass es viele solche Fälle gibt. Eines möchte ich aber grundsätzlich sagen: Für mich ist in diesem Zusammenhang Lockerheit keine Tugend. Rechtmässigkeit und Glaubwürdigkeit erfordern keinen lockeren, sondern einen korrekten Umgang mit Reglementen. An anderen Fakultäten werden Ausdrucke vorbehaltlos akzeptiert. An Ihrer Fakultät wurde Studierenden schon suggeriert, dass ihr Ausdruck gefälscht sei. — Ich kommentiere keine Gespräche, bei denen ich nicht zugegen war. Es wäre aber unverantwortlich, von vornherein davon auszugehen, dass das Protokoll falsch und der Ausdruck korrekt ist. Sie haben in den letzten Tagen mit dem Fachverein Oekonomie über die Problematik gesprochen. — Das Thema hat Verunsicherung unter die Studierenden gebracht. Es ist wichtig, hier Rechtssicherheit zu kommunizieren und den Studierenden ein Sicherheitsgefühl zu geben. Dabei spielen Rückmeldungen von Studierenden eine grosse Rolle, wir sind froh darum. Wir sind in einem stetigen Austausch, ich spreche mit den Studierendenvertretern. Besprochen wurde auch, dass es an der WWF unklar ist, an wen man sich mit Problemen wenden muss. — Wir überlegen, wie wir den Service im Dekanat klarer strukturieren. Wir wollen zum Beispiel ein zentrales Eingangstor für Anfragen schaffen und den Prozess zwischen Studierenden und Prüfungsdelegierten klarer strukturieren.