Für 12 Franken zu haben: Taschenofen vom Scout Store, Rapperswil. Beni Magnin

Taschenofen

Das Haus, Langstrasse 83

27. Oktober 2008

Nein, es ist kein Schminketui! Auch kein Maniküreset. Zugegeben, auf den ersten Blick könnte man das mit grünem Samt überzogene Metallkästchen gerne damit verwechseln. Es handelt sich aber um einen so genannten Taschenofen. Jetzt, da die Temperaturen wieder sinken und der Winter an die Tür klopft, nehme ich die «Eierheizung», wie das Ding auch genannt wird, gerne hervor.

Unternehmen haben seit wenigen Jahren die kleinen auf chemischer Basis funktionierenden Heizkissen entdeckt und verteilen sie als Werbegeschenk an winterlichen Tagen. Ein kleiner Klick des Metallplättchens genügt und das mit einer Salzlösung gefüllte Kissen verfestigt sich und gibt während den folgenden 20 Minuten Wärme ab. Das Ganze ist nett, wärmt aber nicht wirklich. Und abgesehen davon: Wer nimmt auf Bergtouren einen Wasserkocher mit, um ein kleines Kissen durch Erhitzen wieder zu reaktivieren? Wer längere Zeit beheizt werden will, auf Bergtouren, beim Zelten im Schlafsack oder beim Eisfischen, setzt auf die seit Jahrzehnten bewährten natürlich beheizten Kleinöfen. Neben all den GPS-Geräten, iPhones, und Flatscreens in den Bergstationen, wollen wir doch gerne mal wieder etwas Simples im Gepäck.

Der mit einem Kohlestick betriebene Taschenofen hat schon etwas Archaisches an sich – Feuer, Glut, Wärme. Nicht mehr, nicht weniger. Das ist fast, wie wenn man wieder mit Schreibmaschine und Briefpost kommunizieren würde. Seltsam ist das Gefühl schon, wenn man sich glühende Kohle in die Hosentasche schiebt – funktioniert aber super! So wie die Briefpost heute noch funktioniert, klappts auch mit Feuer unterm Arsch.

Der auf Kissen gebettete Kohlestick gibt, einmal angezündet, je nach Luftzufuhr rund fünf Stunden konstant Wärme ab. Riecht man nach dem Aufwärmen ab und zu an den Händen, könnte man sich schon fast an ein gemütliches Lagerfeuer versetzt fühlen.

Und wenn dich dann die nächste Brise aus dem Tagtraum reisst, bist du erst richtig froh um das Teil. Denn du weisst, dass es auf der Alp weit und breit keine Möglichkeit gibt sich aufzuwärmen. Höchstens in der nächsten Bergbeiz, das ist aber sowieso nur etwas für Touristen und Weicheier.