Kein Durchkommen: Die Gänge waren eine Stunde vor der Rede vollgestopft. Lukas Messmer

Sturm und Drang vor Kofi Annans Rede

Kofi Annan spricht am 10. Oktober in der Aula.

27. Oktober 2008

3000 wollen zuhören. Im Saal hat es aber nur

350 Plätze. In einem offenen Brief bezeichnen

Studierende die Organisatoren als «naiv».

Um 17 Uhr stehen die Leute bereits dicht an dicht. Keine Chance, zu den Türen der Aula durchzukommen. Als der Sicherheitschef mit dem Megafon verkündet, dass noch 40 Zuhörer in den Saal dürfen, gibt es tumultähnliche Szenen: Buhrufe, Pfiffe, die Menge drückt gegen die Türen. Letzten Endes überträgt der Betriebsdienst in 13 Hörsäle. Deren drei waren anfangs eingeplant. Die überwiegende Menge sah Kofi Annan so, wie sie ihn immer schon sahen – digital.

«Naive» Organisation?

Es stellt sich vor allem die Frage, wie die Anziehungskraft eines Mannes mit dem Kaliber von Kofi Annan so unterschätzt werden konnte. Als «naiv» bezeichnen zehn Studierende die Fehlkalkulation in einem offenen Brief an das Rektorat und an Andrea Schenker-Wicki, die Direktorin des «executive MBA» und damit Hauptverantwortliche der «öffentlichen» Rede Annans. Sie zeigen sich irritiert darüber, dass vielen die Chance verweigert wurde, den Friedensnobelpreisträger einmal live zu erleben. «Die Universität Zürich hat enttäuscht und verärgert», schreiben sie. Sie werfen ihr «eitle Eigenpropaganda» vor.

Schenker-Wicki hatte mit maximal 1000 Besuchern gerechnet. Tatsächlich wollten über 3000 Personen, vorwiegend Studierende, den charismatischen Kofi Annan live sehen. Bisherige Reden von ebenfalls hohen Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft seien auf wesentlich geringeres Interesse gestossen. «Es war der grösste Anlass, den die Universität je durchführte», ist sie überzeugt. Ebenso lässt sie den Vorwurf nicht gelten, dass in der Aula praktisch alle Plätze für sogenannte VIPs reserviert waren. 50 Plätze von den insgesamt 350 sollen reserviert gewesen sein, selbst gewisse Professoren konnten keine Plätze reservieren. Solche standen dann ebenfalls vor der Aula und erhofften sich durch ihren Professorenstatus Eintritt zu erhaschen – vergeblich. Die Aula sei als Austragungsort aber tatsächlich zu klein gewesen, so Schenker-Wicki, und der Sicherheitsdienst habe ohne Konzept und mangelhaft agiert. Der Lichthof sei aber aus akustischen und sicherheitstechnischen Gründen nicht geeignet für eine solche Veranstaltung.

Dieser Aussage widersprechen Leute vom Betriebs- und vom Sicherheitsdienst. Sowohl René Zimmermann von der Sicherheit als auch Walter Tobler von der Hörsaaltechnik betonten unabhängig voneinander, dass nichts gegen die Wahl des Lichthofs gesprochen hätte.

Soll nie wieder vorkommen

Die Organisatoren versprechen, die Fehler genau zu analysieren und dass sich solche Vorkommnisse nicht mehr wiederholen werden. Trotzdem: Die Fehlorganisation und die prekären Platzverhältnisse werden in Erinnerung bleiben. Und Kofi Annans Rede? Wohl weniger. Sein Vortrag mit dem Titel «The university and the challenge of climate change» war wie immer: allgemein und unspektakulär, dafür aber mit Charisma vorgetragen. Ein «popstar of international diplomacy» eben.