Unterschiedliche Vorschläge, um Schulden einzutreiben: Hesse und Stalin. Christoph Senn

Sorgenbox

«Ein Freund schuldet mir 340.– und findet immer Ausreden. Wie erhalte ich mein Geld zurück?». Hermann Hesse und Josef Stalin im Zwiegespräch:

27. Oktober 2008

Hermann Hesse — Die Sorge um das Materielle zeichnet dich als Kindmenschen aus. Werde erwacht, wende dich als Suchender den grossen Fragen des Lebens zu.

Josef Stalin — Feigling! Er beraubt dich deiner Lebensgrundlage! Verteidige deine Heimat mit allen Mitteln!

Hesse — Erkenne, dass du über dem Kindmenschen stehen kannst, wenn du in dich gehst und deine Suche nach der höheren Weisheit beginnst.

Stalin — Wenn du ihm weiter nachgibst, wird er dich gnadenlos zerstören, dein Brot essen, deine Frau erobern.

Hesse — Ein Leben in Lust und Frust, Gier und Liebe ist wie ein Leben als Blatt im Wind: Du wirst willkürlich herum geblasen. Finde die Kraft des Universums in deinem Herzen.

Stalin — «Nicht ein Schritt zurück» muss deine Parole sein! Deine Zögerlichkeit schwächt dich und stärkt ihn. Nur mit strengster Disziplin und Tapferkeit kannst du ihn bezwingen, zurückdrängen und vernichten.

Hesse — Mit Zwang und Gewalt wirst du nichts erreichen. Sei ein leuchtendes Vorbild, vergib dir selbst die Schuld – sei nicht verbittert über materielle, unbedeutende Dinge. Der Pfad der Erleuchtung wird erhellt mit Liebe.

Stalin — Ertrage nicht aus Mangel an Disziplin die Niederlage. Nimm dir deinen Feind zum Vorbild, lerne von ihm, schlage ihn mit seinen eigenen Waffen. So haben es schon unsere Vorfahren erfolgreich vollbracht.

Hesse — Das Om fliesst durch dich und durch deinen Freund, ihr seid das Universum, und das Universum ist euch. Leihst du ihm Geld, so hast du es auch dir selbst geliehen. Seine Schuld ist deine Schuld.

Hermann Karl Hesse (* 2. Juli 1877, † 9. August 1962)

Josef Wissarionowitsch Stalin (* 18. Dezember 1878, † 5. März 1953)