Das Team «Formula Student ETH» PD

Rennstall-Knatsch an der ETH

Das Formula-Team der ETH fühlt sich fallen gelassen. Grund ist ein konkurrierendes Projekt mit einem umweltfreundlicheren Motor.

27. Oktober 2008

Als Studenten der ETH im Sommer 2007 mit einem eigenen Rennwagen an der Formula Student an den Start gingen, war das Interesse an den jungen Automachern gross. Die Medien berichteten regelmässig über das Projekt – auch, weil die Erfolge des Wagens mit einem klassischen Verbrennungsmotor nicht ausblieben: Im Wettbewerb, bei dem Studententeams aus aller Welt mit selbst gebauten Rennwagen gegeneinander antreten, fuhren sie in der Spitze mit. Heute fühlen sich die rund zwanzig autobegeisterten Studenten, die sich im Akademischen Motorsportverein Zürich (AMZ) vereinigt haben, alleine gelassen. Ihnen fehlen nämlich ein betreuender Professor und Räumlichkeiten an der ETH. Ohne diese Hilfe können sie ihr Projekt kaum weiterführen. Niemand sagt zwar klar, dass ihr Projekt unerwünscht ist, doch die Studierenden müssten Ohren und Augen verschliessen, um solche Zeichen zu übersehen.

Für die Spannungen sorgt ein neues Rennauto, welches ein Team aus Studierenden und Assistierenden um den Professor Lino Guzzella entwickelt: das Hybrid-Rennauto «Albula», das auf dem Chassis des ersten gleichnamigen Wagens des AMZ basiert. Guzzella hat nämlich das Formula-Projekt in der Anfangsphase auch unterstützt. Nun ist er mit seinen Schützlinge vom Hybridteam im Rennen: Anfang Oktober hat es in Italien ein Rennen gewonnen. Eigentlich könnten die beiden Mannschaften friedlich koexistieren, aber so richtig klappen will es nicht. Zu unterschiedlich sind die Mentalitäten, die da aufeinanderprallen.

Finanziell auf eigenen Beinen

Da ist auf der einen Seite der AMZ, ein Verein von autobegeisterten Studenten, die einfach in ihrer Freizeit an ihrem schnellen Rennflitzer basteln und damit an internationalen Rennen teilnehmen wollen. Finanziell steht der Verein auf eigenen Beinen, die Studenten haben gute Kontakte zur Wirtschaft gesponnen. Von der ETH verlangen sie für ihr Projekt nur einen Raum.

Konkurrenzkampf statt Dialog

Und auf der anderen Seite, da steht Lino Guzzella, der findet, dass die ETH ihre Verantwortung gegenüber der Umwelt wahrnehmen muss. Auch wenn er es so nicht sagen würde, kann man seine Position erahnen: Ein paar Autostudenten, die an einem konventionellen Rennauto rumwerkeln, müssen von der ETH nicht unterstützt werden. Denn deren neue Ausrichung, so erzählt Guzzella, bestehe darin, mehr in effiziente und erneuerbare Energien zu investieren und zusätzlich auch auf Elektrizität zu setzen: «Ich gebe beiden Projekten mein Okay, möchte aber, nicht zuletzt wegen der Ausrichtung der ETH, das umweltfreundliche Hybrid-Projekt forcieren», bleibt Guzzella diplomatisch. Doch hinter geschlossenen Türen wird mit härteren Bandagen gefochten. Die Studenten von Guzzellas Projekt und vom AMZ sprechen von einem Konkurrenzkampf, der auf der ETH-politischen Ebene entschieden wird. Die Position der Studenten in diesem Konflikt ist wenig einflussreich, dafür umso vernünftiger. Die Studenten des AMZ und des Hybrid-Projektes sind sich einig: Am meisten wäre beiden Projekten geholfen, wenn sie die gegenseitigen Erkenntnisse und Erfahrungen weiterhin austauschen könnten.

Links

www.amzracing.ch

www.formula-hybrid.ethz.ch