Berät die Studierenden: Katja Bluntschli. PD

«Oft braucht es nur einen Kick»

Viele studieren nach einer kurzen Krise weiter, sagt Katja Bluntschli* von der Studienberatung.

27. Oktober 2008

Frau Bluntschli, kommen viele Studierende zu Ihnen, die im Sinn haben ihr Studium abzubrechen? — Das ist ein Teil unserer Kundschaft. Pro Jahr beraten wir rund 150 Studierende, davon gehören ungefähr drei Viertel zur Kategorie «Neuorientierung». Das sind Studierende, die eine Alternative innerhalb oder ausserhalb der Hochschule suchen. Nicht wenige von ihnen haben Mühe, sich in die Institution Universität einzuleben.

Mit welchen Studierenden haben sie am meisten zu tun? — Sie kommen aus allen möglichen Fachrichtungen, da gibt es keine Tendenz. Meistens sind es aber Studierende in tieferen Semestern.

Wie stehen die Chancen für Abbrecher auf dem Arbeitsmarkt? — Da müsste der Arbeitsmarkt befragt werden. Aber grundsätzlich kann man sagen, dass ein abgebrochenes Studium ein Nachteil ist. Bricht man ein Studium in den ersten Semestern ab und entscheidet sich für eine andere Ausbildung oder findet den Einstieg in die Berufstätigkeit, kann das ein gangbarer Weg sein. Einen Abbruch in den oberen Semestern oder gar kurz vor Abschluss des Studiums beurteile ich als heikel. Was wir noch nicht wissen ist, wie sich der neue Uni-Bachelor-Abschluss im Arbeitsmarkt bewährt. Da gibt es noch keine Erfahrungswerte, wir sind aber sehr gespannt darauf.

Den sogenannten Mut zur Veränderung sehen Sie also in einem Studienabbruch nicht? — Aus Sicht des Klienten kann das zutreffend sein. Aber die Sicht der Arbeitgeber ist eine andere. Auf dieser Bildungsstufe sind die Chancen mit einem Papier in der Hand ungleich höher. Ein abgeschlossenes Studium ist ein wichtiger Puzzlestein zum Erfolg – insbesondere in wirtschaftlich schwierigen Zeiten und für den Einstieg in den Arbeitsmarkt.

Was empfehlen Sie also den Studierenden, welche bei Ihnen vorbeikommen und ihr Studium abbrechen wollen? — Wir machen grundsätzlich keine Empfehlungen. Wir schauen uns gemeinsam mit dem Klienten das Problem an und welche Lösungsmöglichkeiten es dafür gibt. Hat sich der Klient wirklich das falsche Studium ausgesucht, oder findet er sich einfach noch nicht im Umfeld der Universität zurecht? Im zweiten Fall braucht er oft nur eine kurzzeitige Unterstützung. Der Sprung von der Kantonsschule an die Hochschule ist sehr gross. Viele Studierende brauchen also nur einen «Kick» in Form einer Studienberatung um weiterstudieren zu können.

*Katja Bluntschli ist Leiterin der

Studienberatung des Kantons Zürich.