Urs Calörtscher arbeitet seit 20 Jahren an der Universität Zürich. Lukas Messmer

Kaffeepause mit Urs Calörtscher

Hörsaaltechniker an der Universität Zürich Zentrum.

27. Oktober 2008

Calörtscher trinkt Kaffee ohne Zucker. «Nur einen Schuss Rahm» möchte er. Eigentlich sei er gelernter Heizungsmonteur. Vor 20 Jahren habe er als Aussenhausmeister an der Universität Zürich zu arbeiten begonnen. Nach zwölf Jahren hatte er genug. «Ich war ein Elektronikfreak und wollte etwas ändern», erzählt Calörtscher. Als der Veranstaltungsdienst eine freie Stelle ausschrieb, bewarb er sich. Seither rettet er von der Technik überforderte Professoren aus der Not. Ein Anruf genügt und drei Minuten später steht Calörtscher im Hörsaal, eine Minute später ist das Problem behoben. «Man sagt, ich sei sehr schnell», bekräftigt er schmunzelnd. Das hat mehrere Gründe: Erstens kennt Calörtscher sämtliche Gänge der Uni Zentrum in- und auswendig. Als er uns auf Schleichwegen durch den Untergrund der Uni führt, fühlen wir uns wie Touristen, die sich ohne Führer verlaufen würden. Uns, weil auch ein Herr von der Abteilung Kommunikation dabei ist. Das hatte der Leiter des Veranstaltungsdienstes gewünscht. Zweitens kann er den Lift zu Stosszeiten für sich beanspruchen. Als er vor dem Lift seinen elektronischen Schlüssel zückt, kommt dieser sofort angebraust – inklusive einer ob der Richtungsänderung konfusen Studentin. Wie sich denn die Dozierenden technisch so auskennen? «Es gibt Professoren, die zwar Koryphäen auf ihrem Gebiet sind», erzählt er, «aber keine Videokassete einschieben können.» Bei der technischen Unterstützung leiste der Betriebsdienst Vorzeigearbeit. «Viele Deutsche sagen, dass das wirklich unglaublich ist, was wir hier in Zürich leisten», so Calörtscher. Der 51-Jährige ist viel gereist: Amerika, Israel, Finnland. Seine Tattoos – das letzte vor 15 Jahren – hat er im Ausland aufgelesen. «Mein Vater war schon tätowiert, das hat mich immer fasziniert», erklärt er. Und trotz langer Haare und den Tattoos sei er also weder bei den Hells Angels, noch Matrose und auch nicht im Knast gewesen. In seiner Freizeit baut Calörtscher Steinskulpturen. «Ich habe im Tessin Kinder beobachtet, wie sie Dämme bauten», sagt er. Das müsse doch auch ein wenig anders gehen, dachte er sich, und begann die Steine vertikal aufzutürmen. Heute braucht er höchstens vier Steine und baut perfekt ausbalancierte Steinkunstwerke. «Ab und zu kommen Leute auf mich zu und fragen mich, wie ich die Schwerkraft aufhebe», erzählt Calörtscher lachend. Die Faszination für sein Hobby hat ihn vollends gepackt. Wenn Wasser da sei und Steine herumlägen, sei er jeweils nicht mehr zu halten, erzähle seine Freundin immer. Die Studierenden hätten sich in den letzten 20 Jahren nicht gross verändert, sagt er: «Höchstens die Kleider und die Frisuren.» Eigentlich komme er recht oft mit den Studierenden in Kontakt: «Ich werde ziemlich häufig auf dem Gang gegrüsst», sagt er, «warum, weiss ich eigentlich auch nicht.» Das weiss dafür der Medienbeauftragte Müller von der Uni-Kommunikation: Calörtscher sehe eben nicht gerade unauffällig aus.