Zuhause Budget, im Urlaub Luxusjacht. Anna Büsching

«Ich gönn’ mir mal was»

Budgets von Studierenden sind in der Regel klein. Doch in den Ferien schlagen einige schon mal über die Stränge und frönen dem Luxus.

27. Oktober 2008

Alexander Breitenmoser* sagte sich vor rund einem Jahr: Nur Fliegen ist schöner. Und so hat er seine neue Leidenschaft entdeckt: das Gleitschirmfliegen. Die Freiheit über den Wolken schien grenzenlos. Nach dem Winter investierte Alexander in weitere Flugstunden und ein eigenes Equipment, alles in allem bezahlte er dafür rund 8000 Franken.

Obwohl der Publizistikstudent normalerweise das einfache Reisen mag, hat er sich von seinem Fluglehrer zu einer Woche Flugferien auf den Azoren animieren lassen. Was genau dies bedeutete, war er sich im Vornherein nicht wirklich im Klaren. Denn anstelle von Individualität, frei nach Lust und Laune, waren frühes Aufstehen, Flugübungen und allgemein viel Programm angesagt. Das Angebot mit Flug und Hotel, inklusive Fluglehrer, kostete etwas über 2000 Franken. Doch Alexander hatte schnell einmal genug, setzte sich an manchen Tagen von der Gruppe ab und wollte die Ferien nach seinem Gusto geniessen. So relaxte er am Pool und verbrachte viel Zeit in den heissen Quellen. «Ich brauchte Ferien und hatte einfach keine Lust auf stressiges Flugprogramm», gibt Alexander offen zu.

Doch fehlinvestiert war seine Flugwoche nicht. «Immerhin konnte ich feststellen, dass Gleitschirmfliegen nun doch nicht zu meinen zukünftigen Hobbies gehören wird», sagt er. Denn unmittelbar nach dieser Intensivwoche hatte er genug vom Gleitschirmfliegen und verkauft nun sein Equipment. Und trotz der hohen Ausgaben genoss der 27-Jährige das Nichtstun und die Schirmchendrinks. Als Werkstudent verdient er seine Bröchten selbst und arbeitet in einem Pensum von 50 Prozent.

Badeferien für 1500 Franken

Mit Ferienausgaben, die ein Monatsbudget oder mehr überschreiten können, steht Alexander schliesslich nicht alleine da. Im Schnitt geben Studierende gemäss STA Travel, dem weltweit grössten Anbieter für Flüge und Hotels speziell für Studierende, 1500 Franken für eine Woche Ferien aus, meist ein- bis zweimal im Jahr. Am beliebtesten seien Badeferien und Citytrips. Verreist wird dabei am häufigsten mit dem Flugzeug. Der grosse Vorteil an Komplettpaketen liegt darin, wirklich abschalten zu können, gerade nach Prüfungen. Nicht mehr studieren und organisieren, das hat man schon im studentischen Alltag zu Genüge. Dafür sind viele bereit, auch etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Hoch im Kurs bei Studierenden sind neben Metropolen wie London, Barcelona oder Madrid auch fernere Ziele, insbesondere Australien. Dass alleine der Flug dahin relativ teuer zu stehen kommt, versteht sich von selbst.

Blackjack und Roulette

Nach Australien fliegen die meisten für mehr als eine Woche. Nicht aber nach Las Vegas. Domenico Matthes* leistete sich 2005 etwas «richtig Sinnloses». Wegen Liebeskummer flog er für fünf Tage in die Spielmetropole und genoss ein Hotelzimmer im legendären Stardust Hotel. Und wie es sich für «Sin City» gehört, verbrachte er, zusammen mit einem Freund die Nächte am Blackjack- und Roulettetisch. «Wir hatten ein Budget von je 2000 Franken und verspielten natürlich alles. Dass es ziemlich sinnlos war, ist unbestritten, aber es war ein spontanes Abenteuer, dass ich nicht missen möchte», meint Domenico heute. Auch er und sein Begleiter haben sich den Trip selbst finanziert. Der Reiz der Reise lag durchaus im Luxus, was eben für einen Glücksspieler dazugehöre. Wer will schon im glamourösen Las Vegas sein und in einer billigen Absteige in einer Gemeinschaftsküche Pasta kochen? Der Traum war, sich die Reise mittels Glücksspiel finanzieren zu können und bis auf den letzten Abend sah es auch gar nicht schlecht aus. «Da sagten wir uns, entweder alles oder gar nichts», sagt Domenico. Lange hielten sie diesen Ausflug geheim, sie erzählten, dass sie einige ruhige Tage in einer Walliser Berghütte verbringen würden.

Der Grossteil der Studierenden verbringt die Ferien auf eine möglichst günstige Art und Weise. Doch Ferien, die auch mal was kosten, sind dennoch auch unter Studierenden keine Seltenheit – vielmehr eine Frage der Priorität.

*Die Namen der Personen wurden von der Redaktion geändert.