Calatravas Lerntempel: RWI-Bibliothek. Lukas Messmer

Lernen mit der Masse

Immer mehr Studierende wollen beim Lernen nicht alleine sein. Eine Übersicht über die beliebtesten Arbeitsplätze in der Nähe der Hochschulen.

15. September 2008

Mit dem Lift ganz hoch zur ETH-Bibliothek. Eine grosse, ungeduldige Menschentraube wartet vor der verschlossenen Türe des Info-Centers. Einige Minuten lang wird man Zeuge von aufreibenden Positionskämpfen. Dann geht die Türe auf. Es wird gedrückt, gerannt, geschoben, überholt und gehechtet. Ist der bevorzugte Lernplatz erst mal gesichert, kann man sich der Frage widmen: Was lerne ich heute?

ETH-Bibliothek länger offen

Zur Prüfungszeit muss man nicht nur an der Hauptbibliothek der ETH um einen Lernplatz kämpfen. Weil die meisten Bibliotheken der Universität samstags geschlossen bleiben, lernen auch Uni-Studierende im dritten Stock des ETH-Hauptgebäudes. Das sei aber kein Problem, wie Eva Ramminger, Chefin der Informationsdienste, betont. Schliesslich sei Zürich ein einziger Hochschulstandort, und Studierende der Uni seien ebenso willkommen wie solche der ETH. Die Bibliothek ist meistens sehr gut besetzt. Deshalb wurden die Öffnungszeiten auf dieses Semester hin angepasst. Ab sofort ist die Bibliothek (Info-Center) morgens schon ab 7 Uhr geöffnet (vorher 8.30 Uhr) und schliesst erst um 21.45 Uhr (früher 21 Uhr). Nur am Samstag behalte man die ursprünglichen Öffnungszeiten bei.

Trinken darf man neu auch in der ZB

Auch an der Zentralbibliothek (ZB) wird darüber nachgedacht, wie lange die Türen offen bleiben sollen. Zurzeit schliesst die grösste Bibliothek der Stadt (mit etwa 550 Arbeitsplätzen) unter der Woche um 20 Uhr, samstags schon um 16 Uhr. Für viele Studierende zu früh. Dafür bleiben die grossen Tore zwischen Weihnachten und Neujahr offen. Einen grossen Kritikpunkt ist die ZB los: Neu dürfen nämlich auch Wasserflaschen mit an den Lernplatz genommen werden. Vorausgegangen war eine Petition einer Gruppe Studierender. Süssgetränke sind wie Rucksäcke und Taschen in den Räumen der Bibliothek immer noch tabu. Diese müssen nach wie vor in Schliessfächern verstaut werden. Früher tummelten sich vor allem Juristen in der ZB. Seit dem Bau der von Stararchitekt Santiago Calatrava entworfenen Rechtsbibliothek (RWI) 2004 begeben sich diese mit Vorliebe in den ellipse-förmigen Lerntempel. Dort können sich fast gleich viele Studierende über die Bücher beugen wie in der ZB (ca. 500). Übrigens: Calatrava war nicht zufällig für den Bau verantwortlich. An der ETH studierte er ab 1975 Ingenierwissenschaften.

Geheimtipps mit Nachteilen

Die dritte grosse Bibliothek, welche auch am Samstag offenbleibt, ist die Medizinerbibliothek Careum bei der Tramhaltestelle Platte. Dort ereifern sich die Medizin-Studierenden über fachfremde Studis. Doch keine Angst, rausgeschickt wird niemand. Geheimtipps für Wochenend-Lerner sind ausserdem die Museumsgesellschaft am Limmatquai sowie das «aki» (Katholische Hochschulgemeinde), welches ein Foyer für Studierende anbietet. An beiden Orten sind Studierende willkommen. Die Plätze seien aber relativ schnell besetzt, wie es auf Anfrage unisono hiess. In Spitzenzeiten vor Prüfungen greift die als Verein organisierte Museumsgesellschaft (Jahresmitgliedschaft 30 Franken) zu einem «Studierenden-Stopp». Im aki regelt sich das Platzproblem von selbst – es stehen nämlich nur zwölf Arbeitsplätze zur Verfügung.

Unter der Woche ist das Platzproblem weniger akut. Dann wird auch an den zahlreichen Institutsbibliotheken, auf den bqm-Bänken bei der Polyterrasse (überdacht) oder in den Aussenstandorten (Oerlikon, Hönggerberg, Fluntern) tüchtig gelernt.

Öffnungszeiten:

Zentralbibliothek: 8–20, Sa 8–16

ETH-Bibliothek: 7–21.45, Sa 8–16.45

RWI-Bibliothek: 8–21, Sa 8–17

Careum: 8–20, Sa 8–16

Irchel: Forschungsbibliothek 8.30–17.30, Studienbibliothek

8–20, Sa beide geschlossen

Deutsches Seminar: 9–18.45, Sa 9–11.45

Grüne Bibliothek (ETH): 9–20

Aki: Mo–Sa 7.30–22

Museumsgesellschaft (Lesesaal): Mo–Sa 9–21.30, So 10–21.30