PD

Kaffeepause mit Felix Steiger

Olympia-Teilnehmer im Segeln.

15. September 2008

«Ein Bier? Tönt doch super!» Felix stimmt meinem Vorschlag sofort zu und so wird aus der Kaffeepause eine Bierpause. Die Olympiade ist schnell Inhalt unseres Gesprächs, man merkt Felix an, dass die Erinnerungen an den Sportevent noch frisch sind. «Es war grossartig!» fasst er die vier Wochen in China zusammen. Als Segler hatte er zusammen mit seinem Partner Tobias Etter über zwei Jahre trainiert, geschuftet und geschwitzt, bis das ganz grosse Ziel endlich erreicht war, die Olympiade in China. Wer so etwas erlebt, hat natürlich einiges zu erzählen.

Der unvergesslichste Moment war das Anzünden des olympischen Feuers während der Eröffnungsfeier. «Da wird dir bewusst, dass das, wofür du lange gekämpft hast, nun wirklich Tatsache geworden ist.» Das berühmte Birds Nest in Peking war für Felix im Gegensatz zu den meisten anderen Olympioniken nicht der Start ins sportliche Abenteuer. Zusammen mit den rund 400 anderen Seglern und Surfern war er in Quingdao an Chinas Küste stationiert. Und auch wenn etwas weniger pompös als jene in Peking, so hatten auch sie ihre einmalige und unvergleichliche Eröffnungsfeier.

Hat man die seltene Gelegenheit, mit einem Olympiateilnehmer eine Bierpause zu machen, dann steht nicht nur der Sport im Vordergrund. «Wie gings denn dort so ab im olympischen Dorf?», will ich wissen. Sein Schmunzeln lässt mich die Antwort erahnen. Es sei schon so, dass jeder auf den Sport fixiert sei. Aber wenn die Entscheidungen gefallen und der sportliche Wettkampf vorbei sei, gäbe es für die Athleten und Athletinnen kein Halten mehr. So ging auch Felix nach seiner sportlichen Performance zur Partyperformance über. Zwar machte die chinesische Regierung wegen der Angst vor einem Anschlag einige mühsame Auflagen, so durften keine Europäer in die Clubs. «Manche zückten sogar ihre Goldmedaille, doch die Türsteher blieben eisern». Das schien die Segler in Quingdao nicht zu bremsen, sie suchten einfach die nächste Bar.

Die letzten zwei Tage genoss Felix im Athletendorf in Peking, wo er unter anderem mit Kobe Bryant in der Mensa sass. «Mit den Österreichern hatten wir es immer gut, es war cool, mit ihnen an einer Olympiade zu sein.» Die Segelszene ist relativ klein, man kennt sich.

Und was ist dran an dieser «Es hatte zu wenige Kondome im olympischen Dorf»-Geschichte? Davon hat Felix natürlich auch gehört und ja, es sei schon wahr. Er frage sich einfach, wer sich denn beschwert habe, schliesslich konnte man ja neue kaufen. Über das Sportliche reden wir wenig. Das Schweizer Team SUI 51 der 470er Klasse segelte auf den 23. Platz. Und wie gehts denn jetzt weiter? Nach über zwei Jahren als Profisportler ist Felix viel gereist, aber finanziell nur gerade so über die Runden gekommen – und dies nur dank einem grosszügigen Sponsor. Nun will er erstmal den Master in Bewegungswissenschaften machen und dann weiter schauen. Aber durch die unvergessliche Olympiade wird er wohl nicht so schnell die Segel streichen.