Zwei Stunden Stehen für die Wurst

Die Uni feierte ihren Geburtstag und lud zum Fest auf dem Irchel. Längst nicht alle ergatterten ein Ticket. Wer einmal dort war, brauchte vor allem Geduld.

19. Mai 2008

An der einen Ecke werden Crêpes zubereitet, weiter hinten lockt ein pikanter Fajitaduft und stehen bleibt man, wie immer, beim Bratwurststand. Die Sonne verschwindet allmählich hinter den Baumwipfeln des Irchelparks, Fackeln lodern auf und das fröhliche Stimmengewirr verbreitet eine idyllische Stimmung. Bis ein erzürnter Polohemdträger dem Grillmeister zuruft: «Hey Chef! Das isch aber nöd din Ernst, oder?! Ich stah jetzt scho sit zwei Stund ah für en Bratwurst!!». Die idyllische Stimmung flacht schlagartig ab und man tuschelt über die langen Schlangen vor dem Eingang. Der aufgebrachte Bratwurst-Geprellte sprach ein Grundthema des Abends an: anstehen, warten, geduldig sein.

Innerhalb von drei Tagen ausverkauft

Aber auch schon im Vorfeld gab das Unifest viel zu reden und zu meckern. Im Uniboard ging es rund, da viele Studierenden keine oder zu spät eine Einladung erhielten und ihr Kärtchen nicht mehr validieren konnten. Tatsächlich war die Party innerhalb von drei bis vier Tagen ausverkauft. Auch die Idee mit einem Gratis-Eintritt und Begleitung pro Person gab zu denken, da viele Studierende «Hamster-Reservierungen» ihrer Mitstudierenden vermuteten. Von der Kosta, welche die Geburtstagsfete für die Uni organisiert hat, meint die Projektleiterin Johanna Pospischil: «Wir waren selber total überrascht, dass das Fest so schnell ausverkauft war. Wir hatten Bedenken, dass die Party in den vielen Veranstaltungen des Jubiläums untergehen würde und rechneten nur mit ein paar Tausend Besuchern.» Die Veranstalter des Polyballs sind es gewohnt, um jeden einzelnen Besucher zu kämpfen. Aber diese eher pessimistische Haltung ist vielleicht etwas naiv, wenn es um Gratiseintritte geht. Es lässt sich nun einmal nicht bestreiten, dass die menschliche Natur Gratiseintritte mag. Die verspäteten Einladungen lagen wohl am Massenversand, da die Kosta alle Briefe zusammen aufgab. Man habe den Versand offensichtlich etwas unterschätzt, aber die teilweise grossen Verspätungen könne man nicht begründen, so Pospischil. Die Organisation der Billette bestimmte die Unileitung, damit der Anlass nicht zu exklusiv erschien. Uni-Mitarbeiter sowie Professoren sollten ihre Partner mitbringen dürfen. Dennoch war die Situation unschön, da viele willige Partygänger ohne Billette blieben und sich sogar ein Schwarzmarkt für die Tickets entwickelte. Enttäuschte Studierende, die sich bei der Kosta beschwerten, stiessen aber auf offene Ohren und man setzte die Leute ganz einfach auf die Gästeliste. Um nicht auf den reservierten Tickets sitzen zu bleiben, lockerte man letztendlich auch die Weisung, dass die Plastikkärtchen nicht übertragbar seien.

Ganz unrecht hatte der wütende Polohemdträger nicht mit seinem Unmut. Das Anstehen beim Einlass und an den Foodständen trübte zuweilen die Festlaune. Aber der laue Sommerabend und das grosse musikalische Angebot stimmten wieder versöhnlich – schliesslich waren die 10’000 Besucher und Besucherinnen kein Pappenstil. So war die Geburtstagsfeier ein nettes, friedliches Schulfest im grossen Stil.