Tortillas aus Mexiko

Auf der ganzen Welt zuhause: Studierende auf Reisen schrieben der ZS, wo sie sich gerade rumtreiben und was sie dort machen.

10. April 2008

Wusstet ihr, dass Tortillas, je nach verwendetem Mais, verschiedene Farben von goldgelb bis dunkelblau haben können? Heute sind wir schon vor Sonnenaufgang aufgestanden, weil uns Doña Alejandra zeigen wollte, wie man Tortillas bäckt. Auch nach einer Woche «Unterricht» bekommen wir sie immer noch nicht so perfekt und kreisrund hin wie sie. Wie so vieles, das in der Schweiz kaum gemacht wird, hier aber zum täglichen Leben gehört: Holz sammeln, Feuer machen und damit kochen, die Kleider und sich selbst im Fluss waschen. So ganz ohne Elektrizität und fliessend Wasser zu leben, ist eine spannende Erfahrung – deine Einstellung zum Wasser ändert sich, wenn jeder Liter vom Fluss zur Hütte hoch getragen werden muss!

Das Dorf liegt mitten in Chiapas, Mexiko und heisst Emiliano Zapata, wie der mexikanische Revolutionsführer. Die ca. 150 Einwohner, alles Tzeltal-Mayas, sind Zapatisten. Nach dem Vorbild ihres Namensgebers kämpfen sie für die Anerkennung und Gewährleistung der Rechte der indigenen Bevölkerung. 1994 kam es deswegen zu einem bewaffneten Aufstand. Dieser offene Konflikt hat sich zu einem verdeckten «Krieg niederer Intensität» entwickelt. Die Präsenz von internationalen Begleitern kann einen Beitrag leisten, um die Zivilbevölkerung vor gewalttätigen Übergriffen zu schützen.

Eben ist die Sonne untergegangen. Heute hat jemand Benzin aus der Stadt mitgebracht, dann stehen alle um einen Fernseher und gucken mexikanische Gangsterfilme, bis der Tank leer ist.

*Helen Gambon studiert Sozialanthropologie in Bern. Durch Peace Watch Switzerland (www.peacewatch.ch) wurde sie als Menschenrechtsbeobachterin ausgebildet und nach Chiapas gesandt.