Sturm im Kopf

Auf der ganzen Welt zuhause: Studierende auf Reisen schrieben der ZS, wo sie sich gerade rumtreiben und was sie dort machen.

10. April 2008

Wem ergeht es nicht auch so – zumindest von Zeit zu Zeit: Man erwacht und hat einen schweren Kopf. Nicht den hämmernden, müden, verwirrten, unkontrollierten, desorientierten eines Katers, welcher keinen klaren Gedanken zulässt und permanent drückt wie ein zu enger Helm, sondern einen, welcher sich so unbeschreiblich anfühlt wie die Melasse aus Mutlosigkeit, Ziellosigkeit, Desillusion und Nüchternheit. Ein Kopf, welcher sich nicht durch zusätzlichen Schlaf, Kamillentee oder eine Handvoll Aspirin bekämpfen lässt. Ein von der Nacht angespuckter.

Mit einem solchen schweren Kopf umzugehen ist schwierig. Meist kann man ihn ja nicht offen ansprechen. Mir persönlich ist es unangenehm, mich in diesen matten Phasen anderen Menschen zu offenbaren und sie mit vermeintlichen Bagatellen zu langweilen. Und diejenigen, die es nicht stören würde sind dann immer nicht da, nur per Telefon erreichbar oder existieren schlicht nicht.

Anders betrachtet könnte man sagen, ein wenig seelisches Leid ist gar nicht so schlimm. Es regt zum Nachdenken an. Es hinterfragt bestehende Zustände. Es ist vielleicht einfach die kritische Reaktion unserer Körper auf eine kranke Lebensweise. Dieser Schritt zurück kann in diesem Sinne zwei Schritte nach vorne bedeuten.

Wenn Voltaire seinen Candide durch die beste aller Welten schickt um herauszufinden, dass sich diese draus-sen vor dem Hause in seinem Garten befindet, spricht er darauf an, dass es, um glücklich und zufrieden zu sein, keiner Säcke voll Gold, keiner Königreiche und keiner hochtrabenden Philosophie bedarf, sondern einzig und alleine der Erledigung seiner täglichen Arbeiten. Der Rest ist geschenkt.

Mein Rezept: Eine persönliche «was ich mag»-Liste führen, welche mich in diesen nebligen Zeiten daran erinnert, wie schön und wie zu kurz das Leben für Resignation eigentlich ist.

Zum Beispiel: Was ich mag: Für sich insgeheim immer noch glauben etwas Besonderes zu sein.

Für alle diejenigen ohne Liste empfehle ich youtubes «best of Hans Jucker».