Sich im Uni-Dschungel zurecht zu finden, ist vor allem am Anfang nicht immer einfach. Stefanie Pfändler

Studienbeginn – eine kleine Katastrophe

Eine neue Studie widmet sich der Befindlichkeit von Studienanfängern. Mit Sozialkompetenz kann man die grössten Probleme umgehen.

10. April 2008

Hand aufs Herz: Es war kein Honigschlecken! Es war sogar richtig anstrengend. An den Studienbeginn erinnern sich viele Studierende nur vage. Das mag daran liegen, dass dieser schon so lange zurück liegt oder dass es einfach keine tolle Zeit war. Manch einer blieb in den Tiefen des Irchelparks auf halbem Wege zur Uni verschollen, fristete ein einsames Dasein und landete öfters im falschen Vorlesungssaal. Doch alles wird besser und bereits in der zweiten Woche merkte der gelehrige Frischling, dass sich Einführungsvorlesungen nicht für hartnäckiges Nachfragen eignen und klopft seither bei Vorlesungsende unkritisch mit.

Eine kürzlich an der Uni Zürich fertig gestellte Längsschnittstudie untersucht wie sich der Beginn des Studiums auf das Wohlbefinden auswirkt. Das Forschungsprojekt leitete Sonja Perren, Assistenzprofessorin am Jacobs Center for Productive Youth Development in Zürich. Gefragt nach negativen Veränderungen und Belastungen, ausgelöst durch den Studienbeginn, gaben 54% der Testpersonen an, Schwierigkeiten mit der zeitlichen Koordination von Studium, Arbeit und Freizeit zu haben. Ungefähr die Hälfte der Befragten bekundete Mühe, sich an das Leben und Lernen an der Uni zu gewöhnen. Organisation und Selbstdisziplin scheinen so was wie der heilige Gral eines Studiums zu sein. Alle streben danach aber erreicht wird das Ziel nie ganz.

Der grössten Uni der Schweiz wird vielfach Anonymität vorgeworfen. Tatsächlich gab in der Studie fast ein Drittel der Befragten dies als Belastungsfaktor an. Erfreulich ist allerdings, dass fast alle Studierenden in den ersten 4 Wochen neue Gspänli fanden. Lediglich 5% hatten sich noch keinen neuen Kollegenkreis aufgebaut. Betrachtet man die emotionale Befindlichkeit der Studierenden über das gesamte erste Semester, ergibt sich eine zu Beginn leicht ansteigende und zum Ende hin leicht abfallende Kurve. Verständlich, denn der Studienbeginn ist bei allem Mühsal auch ein Befreiungsschlag! Endlich darf sich der Schöngeist nur noch mit Literatur und Kunst beschäftigen und kann die unverständliche Mathematik getrost vergessen. Das abnehmende Wohlbefinden am Ende des Semesters lässt sich durch Prüfungsbelastungen erklären.

Sport tut gut

Als zentraler Faktor für einen gelungen Start stellten sich die sozialen Kompetenzen heraus. Je mehr eine Person davon hat, umso höher ist ihr emotionales Befinden und umso tiefer die subjektive Belastung. Interessant ist dabei, dass in den einzelnen Fakultäten unterschiedliche Faktoren der Sozialkompetenzen dominieren. Jus- und Wirtschaftsstudierende erweisen sich als besonders durchsetzungsstark und kontaktfreudig, während Studierende der Naturwissenschaftlichen und Philosophischen Fakultäten eher Kooperationsbereitschaft und die Fähigkeit, sich in andere einzufühlen zeigen. Und was die Griechen schon immer wussten, bestätigt auch die Studie: Wer regelmässig Sport treibt, fühlt sich weniger belastet.