Sauberes Wasser aus Nicaragua

Auf der ganzen Welt zuhause: Studierende auf Reisen schrieben der ZS, wo sie sich gerade rumtreiben und was sie dort machen.

10. April 2008

Hier in Nicaragua dauern die Dinge manchmal etwas länger. Wenn wir etwas heute nicht schaffen, dann verschieben wir es einfach auf mañana.

Wenn ich die Frage beantworten möchte, was denn diesen Ort so lebenswert mache, muss ich ein wenig ausholen. Die letzten sechs Wochen war ich oft im «Feld». Dort, in der kleinen Dorfgemeinschaft Las Latas y Las Lajas, wohne ich bei einem Lehrer und seiner Familie. Ich besuche die Bauern in den Feldern, beim Holzhacken oder beim Wasserholen. Denn gerade um Wasser dreht sich meine Feldforschung, die ich hier, zwar so nah von der Hauptstadt Managua, aber doch drei Stunden zu Fuss von der nächsten Verbindungsstrasse, durchführe. Und jeden Tag merke ich von neuem, dass sauberes Wasser einfach nicht selbstverständlich ist.

An einem anderen Tag erzählen mir die Bauern von der nicaraguanischen Geschichte: Von der jahrzehntelang dauernden Diktatur, den Erdbeben, den Kriegen und der Revolution. Meistens sitze ich dann inmitten der Familien, die hier alle zusammenleben, von den Jüngsten bis zu den Urgrosseltern. Dann merke ich, dass diese Menschen doch meistens glücklich sind, zufrieden mit dem, was sie haben und sich nicht immer darum kümmern, was sie nicht haben. Ob ich das auch könnte, weiss ich nicht. Aber ich glaube, diese Erfahrung nimmt mir ein wenig die Vorstellung, dass einfach alles selbstverständlich ist.

*André Urech studiert Ethnologie an der Uni und befindet sich zwecks eines obligatorischen Feldforschungsprogramms für mehrere Monate in Nicaragua.