In der Deutschschweiz noch wenig Bewertungen: meinprof.ch. PD

Das Theater um MeinProf.ch

Die Dozierenden-Bewertungsplattform

10. April 2008

ist unter Beschuss. Die UZH und die ETH bleiben aber gelassen.

Jochen Bigus hat die Nase voll. Der Wirtschaftsprofessor von der Uni Bern überlegt sich laut «Sonntag», seine gut bezahlte Stelle aufzugeben und wieder nach Deutschland zurückzukehren. Grund ist nicht etwa die angebliche Stimmungsmache gegen deutsche Professoren, sondern eine kleine Internetplattform, deren Ursprung ironischerweise im nördlichen Nachbarland selbst liegt. Das Portal MeinProf.ch bietet seit Dezember Studierenden die Möglichkeit, Dozierende und ihre Lehrveranstaltungen zu benoten. Gnade walten lassen die Benutzer nicht, besagter Jochen Bigus wird mit einer 2.3. bewertet.

Der Vorteil von MeinProf.ch: Studis können sich über die pädagogischen Leistungen ihrer Dozierenden informieren. Die entsprechenden internen Evaluationen der Hochschulen werden kaum transparent gemacht. Das Problem von MeinProf.ch: Repräsentativ sind die Bewertungen in den wenigsten Fällen, nur ein kleiner Teil der Dozierenden wurde bis jetzt von mehr als 20 Studierenden bewertet. Meistens sind es sogar unter zehn. Das öffnet persönlich motivierten «Strafaktionen» seitens der Studierenden Tür und Tor.

Jetzt formieren sich einige Professoren zum Gegenschlag, oder wenigstens zum Säbelrasseln. Bei MeinProf.ch-Betreiber Patrick Mollet deponierten sie gleich mehrere Klagedrohungen. Auch die Rechtsabteilung der Fachhochschule Bern prüfe, so Mollet, ein rechtliches Vorgehen gegen die Seite. Ob sich der erhoffte Erfolg einstellen wird, bleibt jedoch fraglich. In Deutschland, wo meinprof.de seit 2005 auf dem Netz ist, gab es bereits solche Versuche. Die Profs scheiterten kläglich, die Gerichte gingen gar nicht auf die Klagen ein.

Kühlen Kopf bewahren

In Zürich ist die Website noch kaum ein Thema. Dies betonte auch Dieter Wüest, Direktor des ETH-Rektorats, Ende März mit dem Statement: «Es besteht keine Notwendigkeit, dass Studenten bei der Hochschul- oder Studienwahl die Lehrleistungen einzelner Dozenten kennen.» Die Uni Zürich dagegen hat noch nicht offiziell Stellung genommen. «Mir ist noch kein Unmut über die Seite zu Ohren gekommen», meint Uni-Generalsekretär Kurt Reimann. Im Gegensatz zu ihren Berner Kollegen bewahren die meisten schlecht benoteten Zürcher Profs einen kühlen Kopf. ETH-Professor Martin Quack, (2 Bewertungen, Note 1.5) kennt die Plattform nicht, verweist aber auf seine ETH-interne Benotung, wo er als Zweitbester abgeschnitten habe. Auch Uni-Professor Bruno Staffelbach (2 Bewertungen, Note 1) nimmt es gelassen. Er nehme zwar jedes Feedback ernst, die Evaluation sei mit den zwei Stimmen aber kaum repräsentativ.

Letztlich nützt die Hauruck-Übung der Fachhochschule Bern und einiger Professoren gegen MeinProf.ch vor allem einem: Dem Betreiber Patrick Mollet. «Der ganze Rummel ist eine gute Publicity für uns, die Besucherzahlen steigen.» Und damit erweisen die hitzköpfigen MeinProf.ch-Gegner der Seite einen guten Dienst; denn je mehr Wertungen die Plattform verzeichnet, desto glaubwürdiger wird sie.