Für 350 Franken zu haben. Florian Frey

SMS-Protese

Daniele Luchetti, 2007.

12. März 2008

SMS schreiben steigert die Fingerfertigkeit. Sagen gewisse Studien. Wenn ich in der Schweiz wohne, muss ich allerdings zu jeder Jahreszeit damit rechnen, von einem Kälteeinbruch überrascht zu werden. Mit klamm gefrorenen Fingern lässt sich bekanntlich schlecht sms-len. Erst recht nicht, wenn ich auf wärmende Handschuhe nicht verzichten will.

Salomon hat das Problem erkannt. Die Traditionsmarke in Sportware hat aber nicht beschlossen, im Handy-Business mitzumischeln; kein Mobiltelefon mit übergrosser Tastatur ist entworfen worden. Stattdessen wurden diese Saison gewisse Jacken mit dem so genannten «Dialing Tool» ausgerüstet. Das ist sozusagen eine SMS-Protese, die mit Handschuhen getragen die Zielsicherheit der sms-wütigen Finger bei niedrigen Temperaturen sicher stellt. Das Teil hält sich wie ein etwas dicker Kugelschreiber und liegt ausserordentlich geschmeidig in der Hand. Zugegeben: Die vielfach gewohnte Bedienung mit nur einer Hand ist nicht mehr möglich. In einer Hand muss das Telefon gehalten werden, die andere tippt sich über die zwölf Tasten. Ein kleiner Nippel an der Spitze ist genau so gross dimensioniert, dass auch beim kleinsten Lady-Handy nur eine Taste auf einmal gedrückt wird. Vorausgesetzt natürlich, dass die Treffsicherheit des «Schreibenden» gegeben ist. Damit die unverzichtbare Hilfe für Kommunikation bei Minus-Temperaturen sicher nicht verloren geht, ist das «Dialing Tool» mittels eines praktisch dehnbaren Gummibandes an die Jacke fixiert.

Eine serienmässige Produktion dieses Gadgets, die ausserhalb von Salomonjacken bestimmt grossen Absatz einfahren würde, ist nicht geplant, wie es auf Anfrage hiess. Schade eigentlich. Oder eine Chance für all jene, die eine Marktlücke wittern. Und falls Frau im kleinen Gummi-Teil sonstige Verwendung erkennt, dann ist das Ding bestimmt nicht nur bei Tief-Temperaturen als steter Begleiter eines jeden Täschchens vorstellbar.