Muss nichts beweisen: Branco Weiss. Stefanie Pfändler

Mit Millionen Sinnvolles fördern

Branco Weiss ist Multimillionär. Er spendet der ETH 23 Millionen Franken, um ein Projekt der Science City zu verwirklichen. Was bringt den gütigen Spender dazu, sein Geld in die Wissenschaft einzuschiessen?

11. März 2008

Herr Weiss, andere Multimillionäre würden sich ein Schloss bauen. Sie unterstützen mit 23 Millionen Franken ein informationswissenschaftliches Labor in Science-City. Wieso? — Ich bin immer auf der Suche nach dem Sinnvollen. Mein Ziel ist es, dieses Sinnvolle zu fördern. Im informationswissenschaftlichen Labor treffen sich Leute aus den verschiedenen Departements der ETH. Sie finden in diesem Gebäude einen Ort, um sich auszutauschen und neue Ideen zu entwickeln. Zudem sehe ich in Science City ein neues Stadtquartier entstehen, wo sich Menschen und Wissenschaft verbinden.

Es gibt Stimmen, die fordern, dass sich Hochschulen so weit als möglich mit Mitteln aus der Privatwirtschaft finanzieren. Ist es nicht unrealistisch anzunehmen, dass Privatfirmen auch die Grundlagenforschung bezahlen? — Das tun sie schon lange. Das ist die wirkliche Förderung. Schliesslich geht es auch darum, Infrastruktur zu fördern. Was der Forscher damit macht, bleibt letztlich ihm überlassen. Natürlich ist es keine Frage, dass die Wissenschaft auf die Industrie angewiesen ist. auch die ETH hat in den technischen Fächern die Industrie immer begrüsst. Die Industrie ihrerseits ist an gut und breit ausgebildeten Absolventen interessiert, die auf dem neusten Stand sind. Es besteht also ein gegenseitiges Interesse.

Das kling wunderschön. Aber die Privatwirtschaft sponsert nun mal lieber kurzfristige Projekte, deren Ergebnisse sie schnell verwerten kann. — Die Drittmittel werden nur zu einem sehr geringen Prozentsatz von Industrie und Privatwirtschaft getragen. Die Grundlagenforschung kommt also keineswegs zu kurz, da viele der finanziellen Förderungen explizit für diese Forschung vorgesehen sind. Grundlagenforschung bedeutet auch die Förderung der Freiheit und es ist unsinnig, diese zu bedrohen und ein Ding der Unmöglichkeit, sie zu beeinflussen. Sogar ETH-Präsident

Ralph Eichler kann auf die Grundlagenforschung keinen Einfluss nehmen.

Soll die Privatwirtschaft allgemein mehr Einfluss auf das Bildungswesen ausüben? — Bildung ist nicht die Angelegenheit der Privatwirtschaft. Die Privatwirtschaft ist daran interessiert, natürlich, aber wie würden sich Politiker und Lehrkräfte wehren, wenn sich Roche oder ABB ins Bildungswesen einmischten? Das gäbe doch gleich einen Aufruhr. Das ist gar kein Thema.

Wie können Studierende vom zunehmenden Einfluss der Privatwirtschaft auf die Hochschulen profitieren? — Die Studierenden sind immer auf der Suche nach einem guten Job. Ebenso sind Firmen auf der Suche nach guten Absolventen. Ein Student, der sich durch gute Arbeit hervortut, hat automatisch bessere Chancen. Denn Firmen haben die Möglichkeit, bei den Dozenten anzuklopfen und nach den Besten zu fragen.

Bill Gates, der sich wie sie für die Gesellschaft engagiert, wird einst seinen Besitz hauptsächlich an gemeinnützige Institutionen vermachen. Haben Sie bezüglich ihres Vermögens schon Pläne gemacht? — Die Medien dürsten doch immer nach berühmten Persönlichkeiten wie James Rockefeller oder Bill Gates. Ich will nichts und habe nichts zu beweisen. Im Unterschied zu vielen anderen weiss ich aber, dass ich mein Vermögen nicht mitnehmen kann. Was jedoch genau damit geschieht, weiss nur der engste Familienkreis. Alle anderen geht dies nichts an. Sicher ist, dass ich kein Schloss bauen werde.