Das StuRa-Büro der letzten Amtsperiode. Lukas Messmer

Credit-Points für studentisches Engagement

Der StuRa vertritt studentische Anliegen in über 30 Uni-Kommissionen. Da wird einiges entschieden, was auch die 90 Prozent interessieren dürfte, die sich nicht an den StuRa-Wahlen beteiligt haben.

11. März 2008

Wahlen, die diesen Namen verdient haben, fanden nur in der Philosophischen und Rechtswissenschaftlichen Fakultät statt. An den anderen Fakultäten wurde mangels Kandidierender still gewählt. Die Wahlbeteiligung lag laut StuRa-Präsident Stefan Fischer heuer bei etwas mehr als zehn Prozent. Nichtsdestotrotz: Die Gewählten reden in Kommissionen mit, in denen Dinge besprochen und vorbereitet werden, welche alle Immatrikulierten der Universität direkt betreffen.

Mensa-Menü für zehn Franken

Es soll ja tatsächlich Menschen geben, die das Haus jeweils mit genau abgezählten 5.40 Franken in der Tasche verlassen. Das reicht momentan genau, um sich in der Mensa mit einem Menü zu verköstigen. Ein fairer Preis für Studentenfutter. Was aber, wenn die Mensakommission befindet, dass zehn Franken für ein Kantine-Menü in Zürich durchaus üblich und leicht zu rechtfertigen seien? Dass dies nicht eintrifft, dafür sorgen die drei Vertretungen aus dem StuRa im angesprochenen Gremium. Im Bericht der letztjährigen StuRa-Vertreterin Ulla Blume wird zwar festgehalten: «Die Sitzungen der Mensakommission bestehen zu einem sehr grossen Teil aus Präsentationen von Geschäftszahlen über bauliche Zustände. Das ist durchaus interessant und wichtig, drängt aber die Vertretungen der Stände in der Kommission in eine relativ passive Situation.»

Dennoch: Der Input der Studierenden im Sinne eines «direkten Feedbacks von der Basis» werde von der Mensa-Betreiberin ZFV sehr geschätzt. Zudem wird das aktive Einbringen von (neuen) Ideen erhört. So wurde beispielsweise das studentische Anliegen umgesetzt, die Mensa während den Semesterferien auch abends geöffnet zu halten. Dass wir heute Vegi essen können, ist ebenfalls einem Vorstoss des StuRa zu verdanken.

Credit-Points im Sitzungszimmer

Immer noch gibt es Studierende, die ihre Zeit neben Studium und Job (und Freunden und Party und Sport) für studentische Organisationen opfern. Sehr viele sind es wohl nicht. Die mühselige Suche nach Kandidierenden bei den StuRa-Wahlen zeigt, dass nur wenige Studierende bereit sind, Energie in einen studentischen Verein zu stecken. Auch die meisten Fachvereine klagen über Mitgliederschwund.

Was aber, wenn das Engagement in studentischen Organisationen mit ECTS-Points vergütet würde? An der Universität St. Gallen können Studierende laut Alexander Burtscher, dem Präsidenten der Studentenschaft, pro Stufe maximal 16 so genannte Campus-Credits über «ausserordentliche studentische Leistungen» erwerben. Diese werden vollumfänglich in der ECTS-Rechnung angerechnet. In Luzern gibt es die so genannten «Credit Points für Sozialkompetenz» als zwingenden Bestandteil des Gesamtumfangs des Studiums. Laut interner Weisung sollen sie der «Einbindung der Studierenden in die Institution Universität» dienen und «studentische Arbeitsformen fördern».

Und in Zürich? Die StuRa-interne Bildungspolitische Kommission (BiKo) erarbeitet in der Arbeitsgruppe «Überfachliche Kompetenzen» einen Vorschlag, der studentisches Engagement mittels Credit-Points fürs BA-Studium belohnen soll.

Obwohl die Mehrheit der Studierenden an der Uni sich nicht für eine Mitgestaltung ihrer Ausbildungsstätte zu interessieren scheinen, wäre deren Meinung gefragt. Beat Schmid vom StuRa-Büro verweist auf seinen Kontakt zu den höchsten Uni-Gremien: «Du hast es in der Hand, die Damen und Herren der Universitätsleitung nicht als Amtsinhaber, sondern als Personen kennen zu lernen. Und du triffst die Menschen, die wirklich etwas zu sagen haben.» Diese «Grossen», die immerhin über den 1-Milliarden-Haushalt der Uni bestimmen, seien nicht nur empfänglich sondern interessiert an der Einstellung der Studierenden, bestätigt Schmid.

StuRa-Wahlen finden in einem Jahr wieder statt. Fachvereine und andere Organisationen warten immer auf tatkräftige Unterstützung. Vielleicht bald entlöhnt durch Credit-Points.