Heftige Diskussionen an der StuRa-Sitzung. Archiv ZS

Budgetierung für Anfänger

Unrealistische Finanzplanung, Kommunikationspannen und Anschuldigungen im studentischen Jubiläumsprojekt: Fast hätte der Studierendenrat personelle Konsequenzen gezogen.

11. März 2008

Noch in der Pause der StuRa-Sitzung vom 30. Oktober sah es aus, als würde der Rat für einmal aus seinem administrativen Alltag ausbrechen und ein Machtwort sprechen. Das Traktandum 13 sollte den 70 Studierendenvertretern vorschlagen, Carol Ribi die administrative Leitung über das studentische Projekt zum Jubiläum der UZH im nächsten Frühjahr zu entziehen.

Wie konnte es so weit kommen? Diesen Sommer wurde Ribi vom Studierendenrat – sie hat dort selbst Einsitz – als Leiterin für das Studi-Jubiläumsprojekt gewählt. Schon von Beginn weg zeichnete sich ab, dass die Germanistikstudentin nicht gerne mit Zahlen operierte. «Ich machte von Anfang an klar, dass ich mich auf die inhaltliche Arbeit fokussieren und um eine administrative Unterstützung nicht herumkommen würde.» Niemand erklärte sich aber bereit, diese undankbare Funktion zu übernehmen. Und so fügte sich die überforderte Projektleiterin der Situation und erstellte ein erstes Budget. Obwohl von der Uni erst 50’000 Franken versprochen worden waren, rechnete Ribi mit Ausgaben von über 100’000 Franken. Die fehlenden 50’000 Franken hoffte sie durch Spenden von Uni-Institutionen, studentischen Organisationen sowie Stadt und Kanton Zürich einzuholen. Doch trotz Fundraisingbemühungen blieben die grossen Sponsorenbeträge aus. Auch in gekürzten Budgetvarianten waren die Ausgaben immer noch grösser als die gesicherten Einnahmen – zuletzt betrug die Differenz noch 5000 Franken. «Dies waren immer provisorische Berechnungen», verteidigt sich Ribi rückblickend.

Totalausraster

Im Oktober dieses Jahres schaltete sich nun das StuRa-Büro ein. Laut Ribi war dieser Eingriff grundsätzlich nicht legitim. «Die Gelder für das Projekt wurden von der Uni, nicht vom StuRa gesprochen. Entsprechend hat er auch keine Kontrollfunktion auszuüben.» StuRa-Präsident Stefan Fischer widerspricht: «Das Geld wurde nur gesprochen, weil das Projekt unter dem Label des StuRa läuft. Also hat der StuRa das Recht, Kontrollfunktionen auszuüben, wann und wo er will.» Ribi willigte schliesslich trotz ihrer Vorbehalte ein, dass Fischer sowie Mirco D’Angelo, ebenfalls StuRa-Mitglied, ein neues Budget erstellen würden. D’Angelo und Fischer änderten einige Sachen am Budget und strichen einen kleinen Posten; gemäss Fischer war dies mit Projektleiterin Ribi abgesprochen. Ribi fasste diese Änderungen aber als Übernahmeversuch auf. Auf das Mail mit dem neuen Budgetentwurf, welches Fischer und D’Angelo an Ribi schickten, antwortete sie folgendermassen: «Für mich ist diese Zusammenarbeit beendet. Entweder ihr geht oder ich gehe.» Das StuRa-Büro war nicht gewillt, dieses Ultimatum hinzunehmen und bereitete sich am 30. Oktober vor, die Absetzung Ribis aus dem administrativen Bereich des Jubiläumsprojektes zu traktandieren.

Kompromiss in letzter Sekunde

Der Eclat blieb jedoch aus, der StuRa vermied den offenen Konflikt. In letzter Sekunde suchte Ribi nochmals das Gespräch. Nervös sahen die restlichen StuRa-Mitglieder die Projektleiterin und Stefan Fischer in der Sitzungspause gestikulieren, StuRa-Vizepräsident Beat Schmid und Ex-StuRa-Präsident Gian Authenrieth versuchten zu vermitteln. Schliesslich wurde man sich einig. Ribi kann die Leitung über das Gesamtprojekt behalten. Neu muss sie auf Beschluss des Studierendenrates jedoch alle zwei Wochen dem StuRa-Büro Rechenschaft übers Budget ablegen. Ausserdem setzte das StuRa-Büro auf Vorschlag von Ribi die Ex-StuRa-Präsidentin Ulla Blume ein, die Ribi in der administrativen und finanztechnischen Projektleitung unterstützen soll. Am 26. November präsentierte Blume dem StuRa-Büro das neue Budget. StuRa-Präsident Stefan Fischer zeigt sich zufrieden. «Unter einigen Vorbehalten hat das Büro das Budget angenommen.» Auffallend sei, dass alle Änderungen, welche er und D’Angelo einst vorgeschlagen hätten, umgesetzt worden seien.