Vom leeren Geldbeutel zur eigenen GmbH: Frederic Hübsch & Samuel Boller. Sabina Galbiati

Nachhilfestunden auch für alte Damen

70 Arbeitstunden pro Woche und nebenbei das Studium: Die zwei Zürcher Jusstudenten Samuel und Frederic blühen in diesem ungewöhnlichen Alltag erst richtig auf.

5. März 2008

Sie stehen kurz vor ihrem Studiumsabschluss, sind Manager einer eigenen Firma mit 180 Freelancern und geben nebenbei Nachhilfestunden in jedem Fach, das die Mittelschule zu bieten hat. Dabei wirken Samuel Boller und Frederic Hübsch so unscheinbar wie der kleine Raum im zweiten Stock der Post in Oerlikon. Das mit acht einfachen Schulpulten spartanisch eingerichtete Zimmer jedoch täuscht über die Grösse der Firma Know-Now hinweg.

180 «Angestellte»

Die GmbH Know-Now wurde im Oktober 2003 gegründet. Die Idee dazu kam den beiden jetzigen Eigentümern, die den Lebensweg schon seit dem Gymnasium gemeinsam beschreiten, während dem Urlaub. Know-Now organisiert Nachhilfestunden und bietet Vorbereitungskurse für künftige Gymnasiasten an. Hinter dem Namen Know-Now steckt jedoch mehr. Die Firma will Wissen vermitteln, das sich jeder leisten kann. «Wir beschäftigen 180 Nachhilfelehrer, hauptsächlich Studierende im Raum Zürich», erzählt Frederic mit einem stolzen Leuchten in den Augen. «Sie garantieren, dass wir für jedes nur erdenkliche Fach eine geeignete Lehrperson finden.» Es handle sich durchaus nicht immer nur um Deutsch und Mathematik, fügt Samuel schmunzelnd hinzu. «Wir mussten beispielsweise für eine 70-jährige Dame einen unserer Nachhilfelehrer organisieren, der ihr erklärt, wie sie ihren neuen DVD-Player bedienen kann.»

Für diese nicht ganz alltägliche Nachhilfestunde berechnete man der Frau 37 Franken, so viel nämlich kostet eine Lektion à 55 Minuten. Wenn man bedenkt, dass ein Schüler für die Nachhilfelektion bei der Konkurrenz rund doppelt so viel bezahlen muss, liegt die Vermutung nahe, dass die Studenten weniger verdienen als bei ähnlichen Anbietern. Ein Irrtum. Während eine Lehrperson bei der Konkurrenz bis zu 50 Prozent ihres Lohns als Vermittlungsgebühr abstreichen muss, sind es bei Know-Now nur 13 Prozent. «Für unseren eigenen Geldbeutel geben wir selber Nachhilfe und bieten Vorbereitungskurse für die Gymi-Aufnahmeprüfung an,» erklärt Samuel.

70-Stunden-Woche

Als die beiden vor vier Jahren mit Nachhilfeunterricht anfingen, hatten sie zwar im Sinn, ihren leeren Geldbeutel etwas zu stopfen, aber keineswegs durch die Arbeit anderer Studenten. Ihr Elan für die Firma beschert den beiden 60 bis 70 Arbeitsstunden pro Woche. Ein Pensum, das die Frage nach dem Verlauf ihres Jusstudiums aufwirft. «Unser Studium ist seit einem Jahr ziemlich zum Erliegen gekommen», erklärt Frederic. «Wir haben zwar alle obligatorischen Arbeiten gemacht, aber mit dem Lizenziat müssen wir uns wohl oder übel noch etwas gedulden.»