Carol Ribi leitet das Studierendenprojekt. Simon Brühlmann

«Wir sind, was wir erinnern»

Der Name der Publikation des Studierendenrates verspricht Tiefgang. Eine Ausstellung ergänzt den studentischen Beitrag zum Uni-Jubiläum.

22. Februar 2008

Es war ein beschwerlicher Weg, bis das studentische Projekt gesichert war. Diskussionen um die Budgetierung erschwerten die Realisierung (Die «ZS» berichtete). Mit 100’000 Franken ist das Budget für Buch und Ausstellung immer noch bescheiden, verglichen mit den 16 Millionen, welche die Uni gesamthaft in ihr Jubiläum mit dem Namen «Wissen teilen» investiert.

Das Projekt der Studierenden heisst «Z(w)eitwissen». «Der Name spielt einerseits auf die Zeitzeugen an, deren primäres Wissen vermittelt wird. Andererseits ist es auch Secondhand-Wissen, was wir durch unsere Recherchen zusammengetragen haben», erklärt Carol Ribi welche die künstlerische Leitung des Projekts übernommen hat. Zusammen mit der ehemaligen StuRa-Präsidentin Ulla Blume, welche für die Administration zuständig ist, leitet Ribi ein aus rund 26 Leuten bestehendes Team. Dieses besteht aus den AutorInnen, der Redaktionsleitung, Film- und Gamedesignstudenten von der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) und Historikern, welche die Recherchearbeit übernommen haben. Daraus entstanden eine Publikation, die sich mit dem studentischen Engagement der letzten vierzig Jahre befasst und eine Ausstellung zum selben Thema.

Idee bereits vorhanden

Der Gedanke, eine eigene Publikation zu realisieren, geisterte schon seit einigen Generationen im StuRa-Büro herum. Nur die passende Gelegenheit hatte sich noch nicht geboten. Als dann die Unileitung im Winter 06 anfragte, ob der StuRa im Rahmen des 175-Jahr-Jubiläums ebenfalls ein Projekt realisieren wolle, habe man die Chance genutzt. «Damit es nicht allein bei der trockenen Publikation bleibt, haben wir auch noch eine Ausstellung eingegeben», erzählt Ribi. Nachdem fest stand, dass ein Projekt realisiert würde, hat Ribi mit den Professoren Tanner, Linke und Kriesi Kontakt aufgenommen, welche die Rolle der Supervisoren übernahmen. Sie gaben Inputs bei der Themenfindung und standen bei Fragen mit Feedback zur Seite. Ribi betont aber, dass diese keine Kontrollfunktion für sich beansprucht hätten.

Unveröffentlichte Festschrift entdeckt

Im Zuge der Recherchen stiess man zum Beispiel auf eine Gegenfestschrift, welche Studierende von 1983 zum 150-Jahr-Jubiläum veröffentlichen wollten. Die Festschrift war alternativ zur offiziellen Publikation der Uni geplant, wurde jedoch nie veröffentlicht. Diese Entdeckung nahm man in die Publikation auf. Sie ist jetzt in Form eines Interviews mit einem der damaligen Federführer enthalten. Die Ausstellung dagegen bemüht sich das Zeitwissen anhand von Interviews mit damals polarisierenden Figuren zu erfassen. Dazu gehören alt Regierungsrat Alfred Gilgen und der ehemalige Psychologie-Dozent Berthold Rothschild. Dabei wird nicht nur die studentische Sicht, sondern auch diejenige der Professoren und Politiker berücksichtigt. Das dürfte die Stadtbevölkerung ebenfalls interessieren. Dieser Meinung ist auch Andi Gredig, der für die Recherche zuständig war und sowohl Texte für die Ausstellung als auch für die Publikation verfasst hat: «Heutzutage geht politisches Engagement sehr schnell vergessen, was auch mit dem schnellen Personalwechsel zusammenhängt. Interessant ist dieses Projekt deshalb für alle, die einmal unipolitisch aktiv waren – oder es noch sein werden. Zudem ist es ein Teil Stadtgeschichte und somit auch interessant für die Bevölkerung.» Aus diesen Gründen wird auf der offiziellen Homepage zum Projekt auch die breite Öffentlichkeit als Zielpublikum genannt.

Links

www.stura.uzh.ch/jubilaeum www.175jahre.uzh.ch/zweitwissen