Auch der Studierende ist ein Homo Oeconomicus. Sandra Kühne

Wer besser spielt, verdient mehr

Experimentiert wird auch bei den Wirtschaftlern. Am Computer werden typische Situationen der Marktwirtschaft nachgespielt.

22. Februar 2008

Nische an Nische reihen sich 36 triste Arbeitsplätze, jeder mit einem grauen Tisch und einem Computer ausgestattet. Ein Grossraumbüro, das nicht sehr viel Wert auf eine produktive Atmosphäre legt. «Es ist wichtig, dass die Experimente anonym verlaufen und in einer neutralen Atmosphäre stattfinden», erklärt Nina Spiri, die Koordinatorin der Experimente am Institut für Empirische Wirtschaftsforschung (IEW). Kommunikation ist nicht erlaubt und auf Diskretion legt das Institut viel Wert. «In den meisten Fällen studieren wir das individuelle Entscheidungsverhalten unter spezifischen Rahmenbedingungen, beispielsweise Verhalten unter Risiko», erklärt der Doktorand Holger Herz, der selbst Experimente durchführt, «oft interagieren die Teilnehmer auch miteinander.» So werden zum Beispiel Aktienmärkte oder auch Situationen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern simuliert. Je nach eigenem Verhalten fällt der Lohn für den Einsatz höher oder tiefer aus. «Im Durchschnitt jedoch entspricht die Bezahlung einem angemessenen Studierendenlohn», verspricht Spiri.

Mehr will man im IEW nicht verraten, denn die Teilnehmer sollen möglichst unbelastet an die Experimente herangehen. Inzwischen hat sich das IEW einen Pool von über 4000 Teilnehmern erarbeitet. 4000 Personen, die bereit sind, hin und wieder zur Blümlisalpstrasse 10 zu fahren, zwei Stunden zu investieren und mit einem dickerem Portemonnaie wieder nach Hause zu fahren. Dass sich vorwiegend Studierende für die Experimente registrieren, könne gewisse Aussagen verfälschen, gibt Holger Herz zu. «Für die meisten unserer Fragestellungen ist das aber nicht unbedingt relevant», sagt er. Und bei den Studierenden sei wenigstens gewährleistet, dass sie die komplexen Fragestellungen verstehen.

Experimente unter Hormoneinfluss

Dass die Experimente von häufig Teilnehmenden oft als ähnlich empfunden werden, sei eine Täuschung. «Jedes Experiment viele neue Fragen auf, die mit einem leicht modifizierten Experiment beantwortet werden können», erklärt Herz. Manche Wiederholungen dienen zudem als Kontrollmechanismus, andere werden mit neurowissenschaftlichen Experimenten kombiniert oder unter Hormoneinfluss wiederholt. «So wollen wir die biologischen Grundlagen der Verhaltensmuster untersuchen», erklärt Herz. Auch für diese Experimente fehlt es nie an bereitwilligen Versuchskaninchen: «Natürlich werden die Teilnehmer vorher ausführlich informiert», betont Spiri. Zudem kommt bei diesen Spezialfällen zum üblichen Lohn, den man sich beim Experiment erspielt, ein knapp dreistelliger Grundbetrag hinzu.

Die Kosten der Experimente werden ausschliesslich durch Forschungsgelder gedeckt. «Die Mittel kommen häufig von einem universitären Forschungsschwerpunkt, aus Nationalfondsprojekten oder von der Europäischen Union», erklärt Herz und betont, im Vergleich zu den Naturwissenschaften noch immer niedrige Summen aufzuwenden.

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Registrierung: www.expecon.uzh.ch