Zurück zum Anfang: David Lätsch besucht die ZS. Lukas Messmer

Schreiben als Therapie

Die ZS: Sandkasten und Talentschmiede für künftige Journalisten.

22. Februar 2008

Neugierig streift der Blick von David Lätsch durch die Redaktion der ZS. Nachdem der 27-Jährige mehrere Jahre für die Studentenzeitung tätig war, betritt er nun erstmals wieder diese Räume. Seine Film- und Musikkritiken indes ruhen seither wohl geordnet in den Haus-Archiven. Doch der Reihe nach.

Für das Magazin «Cash», welches eine Studentenaktion lancierte, schrieb David vor einigen Jahren einen Artikel über sein Philosophiestudium in Zürich. Der Artikel überzeugte, war aber nicht «Cash»-konform. Der verantwortliche Redaktor empfahl David, sich bei der ZS zu melden. Kurze Zeit später lag Lätsch’s erste Filmkritik über Woody Allen’s damaligen Streifen «Melinda und Melinda» auf dem Tisch. Auf die Frage, weshalb er sich auf Film- und Musikkritiken spezialisierte, meint David: «Ich habe mich schon immer für ästethische Werke wie Filme und Musik interessiert. Eine Kritik über einen Film zu schreiben bedeutet auch, sich intensiv mit der Materie auseinanderzusetzen und durch das Schreiben die gewonnenen Erfahrungen zu verarbeiten.» So erschienen nach seinem Debut immer wieder Texte dieser Art in der ZS. David profitierte mehrfach von seiner Arbeit für die ZS. Die Zeitung diente ihm als ein «Sandkasten für zukünftige Journalisten.» Will heissen, er genoss die Freiheit und Selbstständigkeit, mit der er seine Artikel verfasste. «Man ist eben nicht so eingeschränkt wie bei anderen Zeitungen und kann deshalb experimentieren», so David. Eine Tatsache, die ihm eine weitere Tür in der Welt der Journalisten öffnete. Mit viel Herzblut wagte er sich an eine Reportage über die gesellschaftliche Entwicklung der vietnamesischen Bevölkerung im und nach dem Vietnamkrieg. Wobei ihn seine Frau, eine gebürtige Vietnamesin, unterstützte. Unter dem Titel «Noch so ein Sieg und wir sind verloren» erschien der zweiseitige Artikel 2006 in der ZS. Ein Redaktor von «Facts» wurde auf Davids sorgfältig recherchierte Arbeit aufmerksam und wies ihn auf den Studentenpreis für Nachwuchsjournalisten hin.

Wie gewonnen so zerronnen

Kurzerhand überarbeitete David seine Reportage und siehe da, der Artikel bescherte ihm den Gewinn des Wettbewerbs: Ein dreimonatiges Praktikum bei «Facts». Nur hat die Sache einen Haken. Das «Facts» segnete im Juni 2007 das Zeitliche und die Vietnamreportage, die im Juli hätte erscheinen sollen, wurde nie gedruckt. Immerhin kann David das Praktikum nun bei der Sonntagszeitung absolvieren, meint aber: «Ich will eigentlich gar nicht in den Journalismus einsteigen. Mich reizt das wissenschaftliche Arbeiten viel mehr.»

Diesen Herbst erscheint sein erstes wissenschaftliches Essay mit dem Titel «Narziss und die Sehnsucht zum Tode» im Sammelband «Ordnung und Ausser-Ordnung.» Der Band beschäftigt sich mit dem Thema Psychoanalyse. Bei dieser Materie fällt David das Arbeiten nicht schwer und von Dauerstress ist bei ihm nicht das Geringste zu spüren. Im Gegenteil: Würde Freud ihn sehen, so würde er die Ruhseligkeit des Jungwissenschaftlers mit Freude analysieren. Nebenbei steht David nämlich in den Fächern Klinische Psychologie und Psychopathologie kurz vor dem Lizenziat. Man möchte fast glauben, der vielseitige Schreiberling habe die innere Ausgeglichenheit durch seine Lizarbeit selbst gewonnen. Diese nämlich trägt den Titel «Schreiben als Therapie».