Sie wollen doch nur helfen: Manager an der Uni

Kein Putsch der Manager in Sicht

An der Uni ist Reformpause, bei der ETH herrscht Ungewissheit. Das ist der aktuelle Stand der Umstrukturierung der Hochschulleitungen.

22. Februar 2008

Reform der Universitätsleitung

«Aus Sicht des Universitätsrates ist die Reform der Universitätsleitung, die letztlich noch immer die Umsetzung der Verselbständigung der Universität nach dem Universitätsgesetz 1998 ist, weitgehend abgeschlossen», verkündet Sebastian Brändli, Chef des Hochschulamtes der kantonalen Bildungsdirektion. Tatsächlich tat sich seit der Autonomisierung der Uni vor neun Jahren einiges: Neben der stärkeren Anbindung der Prorektoren bindet die Unileitung die Fakultäten stärker an sich. So sollen unter anderem auch Personalprobleme schneller an die Unileitung gelangen, womit der Personalabteilung ein Instrumentarium zur Verfügung steht, solche Konflikte professionell anzupacken. Weiter wurden Positionen des Finanzdirektors und einer internen Revision geschaffen. Dadurch wurde die Führung auch in Sachen Finanzen professionalisiert.

Anpassung der Fakultätsleitungen

Nötig war ausserdem eine zeitgemässe Anpassung der Führung der Fakultäten. Dies sei nicht nur im Zuge der Uni-Autonomisierung notwendig gewesen, sagt Rektor Hans Weder. Die Fakultäten haben ihre Führungskapazität ausgebaut, trieben diesen Prozess jedoch unterschiedlich schnell voran. Laut Rekor Weder werden heute alle Dekane durch ein Führungsteam von Geschäftsleitern, Sekretärinnen und Prodekanen unterstützt. Ausnahme ist die Veterinärmedizinische Fakultät Vetsuisse, die von den Unis Bern und Zürich zusammen betrieben wird. Zusätzlich wurde durch einen Beschluss der Unileitung die Position des Fakultätsausschusses gestärkt, welcher die Geschäfte für die Fakultätsversammlung vorbereitet. Neu werden beispielsweise die Anträge der Berufungskommissionen für die Besetzung von Lehrstühlen nicht mehr von der Fakultätsversammlung, sondern vom Ausschuss behandelt. In den Fakultätsversammlungen stiess diese Massnahme nicht nur auf Wohlwollen – bedeutet sie doch einen Machtverlust der Professoren. Sebastian Brändli vom Hochschulamt hofft auf eine grössere Kontinuität in der Fakultätsleitung. «Eine generell längere Amtsdauer erfolgreicher Dekaninnen und Institutsvorsteher würde auch spezifische Managementausbildungen rechtfertigen.» Konkret sind auf der Ebene der Universitätsleitung aber keine weiteren Schritte zum Umbau der Fakultätsführungen geplant.

Wahl des Rektors

Zurzeit noch ungeklärt ist die Frage um die Rektorwahl. Im Kantonsrat wurde im Juni eine parlamentarische Initiative, welche der Uni-Professorenschaft, das Vorschlagsrecht für die Wahl des Rektors entziehen will, lanciert. Damit soll der Unirat, der in letzter Instanz die Wahl absegnen muss, nicht vor vollendete Tatsachen gestellt, sondern in der Wahl eine aktivere Rolle übernehmen. Die Initiative wurde mit deutlicher Zustimmung an die Kommission für Bildung und Kultur überwiesen. Man werde das Geschäft bald aufgreifen und mit der Bildungsdirektion, dem Unirat und eventuell auch einer Delegation des Senats auf eine Lösung hinarbeiten, weiss SP-Kantonsrätin und Kommissionsmitglied Susanna Rusca. Von sämtlichen Beteiligten wird beschieden, dass der Senat, in dem auch die anderen Stände der Uni vertreten sind, auch weiterhin an der Wahl beteiligt sein solle – einfach in abgeschwächter Form.

Neuer ETH-Präsident

Glaubt man den Medienberichten zur Wahl des ETH-Präsidenten, wäre Martin Schwab bei der Professorenschaft für den Posten des Präsidenten favorisiert worden. Trotzdem scheint auch der wider Erwarten eingesetzte Ralph Eichler eine hohe Akzeptanz zu geniessen. «Er hat versprochen, dass er die Professoren, insbesondere die Departementchefs, in die Führung der Hochschule einbeziehen wird», sagt David Gugerli, Chef des Departements der Geistes- und Sozial- und Staatswissenschaften. «Unsere Gespräche sind geprägt von einem grossen Engagement aller Beteiligten für das Wohl der ETH.» ETH-Rektorin Heidi Wunderli-Allenspach beschreibt Eichler als umsichtig und besonnen. «Er traf sich nach dem Amtsantritt sofort mit den Departementsvorstehern und dem VSETH.» Doch was hat der neue Präsident vor? Eichler selbst will über seine Absichten erst nach der Presseorientierung am 26. September sprechen.

ETH-Rat unter Druck

Anspannter zeigt sich die Situation um den ETH-Rat. Die SP-Nationalrätin Vreni Müller-Hemmi reichte am 11. Juni im Nationalrat ein Postulat ein, welches vor-aussichtlich noch in der am 18. September gestarteten Herbstsession behandelt werden wird. Das Postulat fordert den Bundesrat auf, zu prüfen, ob der ETH-Rat in dieser Form das geeignete Gremium ist, um die Hochschulen des Bundes zu führen. Der ETH-Ratspräsident Alexander Zehnder indes gibt sich über die Absichten des Gremiums in Sachen Reformen an der ETH gedeckt: «Wir diskutieren im ETH-Rat in den kommenden Monaten die Leistungsvereinbarungen mit den Institutionen. Dieser Prozess ist im Gange und ich möchte jetzt nicht über die sich in Entwicklung befindlichen Inhalte informieren.»