Das schwarze Brett ist voller Angebote. Lukas Messmer

Gesucht: Turnschuhliebende Rechtshänder

Wer diese oder ähnliche Voraussetzungen erfüllt, ist ein besonders gefragtes Versuchskaninchen und kann dabei viel Geld verdienen.

22. Februar 2008

Das Bild des mittellosen Studierenden, der immer pleite ist und seinen Eltern auf der Tasche liegt, ist in manchen Fällen gar nicht mal so falsch. Doch mit einem voll gestopften Stundenplan und mit Lernen ausgefüllten Wochenenden, ist es manchmal eben nicht so leicht, einer regelmässigen Arbeit nachzugehen. Es geht also darum, innert kurzer Zeit, zum Beispiel in den Semesterferien, möglichst viel Geld zu verdienen.

Eine Möglichkeit ist es, sich als psychologisches, soziologisches, wirtschaftswissenschaftliches oder medizinisches Versuchskaninchen zur Verfügung zu stellen.

Sieht man sich einmal die schwarzen Bretter in den Unigebäuden etwas genauer an, fallen gleich mehrere Versuchs-Inserate ins Auge. Im dritten Stock werden neben einer Mathenachhilfe auch Frauen mit Depressionen oder Rechtshänder mit einer Vorliebe für Turnschuhe gesucht. Ähnliche Angebote im Bereich der Experimentteilnahme finden sich zum Beispiel auf dem «Marktplatz», einer Internetseite, die man über die offizielle Homepage der Uni Zürich erreicht. Dort werden unter anderem gerade Probanden für eine vestibuläre Stimulation (nicht invasiv!) oder Probandinnen für eine Studie im Bereich der Humanernährung gesucht, welche Maisporridge mit Vitamin- und Mineralstoffzusätzen zu sich nehmen und danach eine Blutprobe abliefern müssen.

Die Experimente auf dem «Marktplatz» werden sehr oft von Studierenden ausgeschrieben, die für eine Arbeit Feldforschung betreiben müssen. Eine von ihnen ist Jasmin. Die Psychologie-Studentin hat für eine Studie im Bereich Musik und Lernen ein Inserat auf dem «Marktplatz» aufgeschaltet. Darauf haben sich aber nur drei Personen gemeldet, die meisten ihrer insgesamt 75 Probanden wurden deshalb aus dem Kollegenkreis rekrutiert. Trotzdem würde sie den «Marktplatz» als Inserate-Plattform weiterempfehlen. «Es kommt halt immer darauf an, was die Leute gerade suchen», meint Jasmin.

4000 Franken in zwei Wochen

Doch nicht nur der Uni-Marktplatz ist eine Plattform für Inserate, welche Probandinnen anwerben sollen. Die Firma Swiss Pharma Contract (siehe Erfahrungsbericht Seite 14) inseriert regelmässig in den Pendlerzeitungen wie «20 Minuten» oder «News». Das Unternehmen mit Sitz in Allschwil bei Basel testet Medikamente für pharmazeutische Firmen. «Wir haben regelmässig Studierende, die an Experimenten teilnehmen. Zwar ist es nur ein kleiner Teil, aber dieser bleibt konstant», heisst es auf Anfrage in Basel. Studierende seien zudem erwünschte Versuchsteilnehmer, da sie sehr flexibel seien. Die Teilnahme an den maximal zwei, drei Wochen dauernden Studien ist dabei sehr lukrativ. Mit 4000 Franken für eine Teilnahme kann man sich innerhalb von zwei Wochen locker die Miete für mehr als ein halbes Jahr verdienen.

Klein aber fein

Der Stundenlohn ist zwar nicht immer berauschend, aber eine Experimentteilnahme kostet meist nur etwas Zeit, einige Nerven und im schlimmsten Fall den Glauben an das Gute im Menschen. Das gilt jedenfalls für die kleineren Experimente, wie sie etwa das Institut für Empirische Wirtschaftsforschung (IEW) regelmässig durchführt (siehe Artikel rechts). Die Teilnehmerzahlen schwanken je nach Experiment zwischen 25 bis 50 Personen. Meistens geht es darum, was man in einer vorgegebenen Situation und Rolle mit einer bestimmten Menge Geld anstellen soll. Die Religionswissenschafts-Studentin Noémie nimmt regelmässig an solchen Versuchen teil. «Natürlich wird man ein wenig ungeduldig, wenn man immer warten muss, bis alle gleich weit sind. Wenn man aber mal etwas mehr Entscheidungsfreiheit hat, wird es auch spannend.» Ihr Anreiz teilzunehmen liege vor allem darin, dass man innert kurzer Zeit und ohne grossen Aufwand etwas Geld verdienen kann, das man praktischerweise auch noch gleich in bar ausbezahlt bekommt.

Die Moral von der Geschicht’

Wenn die Bedingungen die richtigen sind, ist die Teilnahme an einem Experiment – vor allem im medizinischen Bereich – sicher sehr lukrativ. Doch je mehr Geld im Spiel ist, desto eher stellt sich die Frage, wie viel man seinem Körper zumuten darf. Dennoch ist und bleibt die Teilnahme an einem Experiment eine gute Möglichkeit, schnell und (meistens) einfach an etwas Geld zu kommen.