Die «ZS» im Jahre 1961.

Auf zu neuen Ufern

Retten Farah Dibas Söhne eine korrupte Oligarchie?

22. Februar 2008

- Jean-Pierre Hoby über seine Zeit beim ZS.

Dass früher alles besser war, würde ich nie behaupten. Und dass es anders war, ist eine Binsenwahrheit. Interessant kann aber sein, Entwicklungen zu verfolgen, etwa die des «ZS». Dieses Organ hiess zu meiner Studienzeit Ende der 60-er Jahre noch völlig unbestritten «Zürcher Student». Die Herausgabe der Zeitung war gesichert durch eine bescheidene finanzielle Abgabe aller Studierenden, erhoben mit der Semestergebühr im Auftrag der

«Studentenschaft der Universität Zürich», SUZ. Diese wurde 1977 aufgrund von Rekursen einzelner Studierender aufgelöst. Begründet mit der Einschränkung der Vereinsfreiheit – alle Studierenden gehörten automatisch der SUZ an –, der angeblich fehlenden gesetzlichen Grundlage sowie mit der allgemein-politischen Betätigung der studentischen Gremien.

Persönlich bedauerte ich die Aufhebung der «Zwangsmitgliedschaft», die ich nie als solche empfunden hatte. Die paar Franken, die jeder zu bezahlen hatten, taten nicht weh. Seither fehlen aber diese Gelder, u.a. auch zur Herausgabe eines offiziellen Presseorgans wie es der «Zürcher Student» lange Zeit gewesen war. Heute muss das Redaktionsteam jeden einzelnen Franken durch Werbung selber erwirtschaften – eine schier unlösbare Aufgabe. Kommt dazu, dass werbefinanzierte Medien auf das Wohlwollen der Inserierenden angewiesen sind. Politisch profilierte Äusserungen sind kaum gefragt, obwohl es ein Privileg der Studierenden sein müsste, auch mal unbequeme oder verquere Meinungen zu vertreten. Völlig frei konnte ich in meiner Studienzeit im «Zürcher Studenten» über den Schah von Persien wettern und Georg Kohler, einer der damaligen Redaktoren, setzte über meinen Artikel frech den Titel «Retten Farah Dibas Söhne eine korrupte Oligarchie?».

Ich wünsche der neuen «ZS», dass sie ebenso ankommt bei den Studierenden wie der frühere «Zürcher Student», dass sie zum Medium wird, über das man spricht und sich keiner und keine mehr leisten kann, das Blatt nicht zu lesen. Schön wäre, wenn die Studierenden erneut zur Überzeugung kämen, dass eine obligatorische Abgabe im Gegenwert eines Kaffees nicht die dümmste Idee war, um ihre Anliegen und Ideen in einem angesehenen studentischen Organ kraftvoll, phantasiereich und intelligent zu vertreten.

Jean-Pierre Hoby ist Direktor der Abteilung Kultur der Stadt Zürich