Fahnenschmuck zum 175. Geburtstag. Lukas Messmer

Alle (25) Jahre wieder

Gerade mal 175 Jährchen – im Vergleich zu Basel mit bald 550 Jahren ist das Diminutiv angebracht – hat die Universität Zürich auf dem Buckel. Das wird unter dem Motto «Wissen teilen» gefeiert.

22. Februar 2008

Das 175-Jubiläum war als «bescheidenes» Fest angekündigt worden. Eine Eröffnungsfeier im Schiffsbau mit 1800 geladenen Gästen ist da nur ein Beispiel. Diverse «Creative Teams» haben sich während einem guten Jahr daran gemacht, ein Budget von 16 Millionen Franken (je nach Quellen auch «nur» 12 Millionen) zu verbraten. Bescheiden scheint uns allenfalls der Output. Unter dem Motto «Wissen teilen» wendet man sich ein bisschen der Bevölkerung zu (Parcours des Wissens), öffnet tageweise ein paar Türen und lässt Raum für etwas Studentisches (StuRa-Projekt «Z(w)eitwissen»). Das Ganze will zeigen, dass «Wissen Brücken schlagen» und «die Gesellschaft verändern» kann.

Bei allem Respekt gegenüber den Organisatoren und Mitwirkenden: Wo bleiben die Visionen? Wo der Mut? Werden Jung und Alt, Büezer und Bauer, Hund und Katz, Kind und Kegel dank diesem Jubiläum einen neuen, positiven Eindruck von den Elfenbeintürmen erhalten? Man wird das Gefühl nicht los, dass der wichtigste Antrieb des Jubiläums schlicht der Sachzwang war: 175 Jahre scheinen rund genug zu sein, dass gefeiert werden muss. Die ETH hats vor zwei Jahren vorgemacht, jetzt kann sich die Uni nicht lumpen lassen.

Aber warten wirs ab. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Wir werden artig mitfeiern und hoffen, dass von den 16 Millionen das eine oder andere Apéro-Häppli oder ein halb ausgetrunkenes Cüpli für uns Studierende übrig bleibt. Student hat sich mit anderen Problemen rumzuschlagen: Die neuen Semester-Anspielzeiten verlangen eine total veränderte Jahresplanung. Nach Ostern lümmelt eine Woche Ferien mitten im Nichts. Immerhin: Die Semesterferien sind just auf Beginn der Euro 08, gelegt. Chapeau! Das ist doch ein Jubiläumsgeschenk!

Information

Die Uni als elitäre und von der Stadt Zürich abgeschottete Bildungsfabrik – dieses Bild soll mit den Jubiläumsveranstaltungen aus der Welt geschafft werden. Der Elfenbeinturm am Zürichberg will sich öffnen und sein Wissen mit der Bevölkerung teilen. So kann man es jedenfalls auf der offiziellen Homepage zum Jubiläum nachlesen. Daher laden die sieben Fakultäten zu Tagen der offenen Tür ein und die Uni-Museen veranstalten Sonderausstellungen. Projekte auf der Sechseläutenwiese und im Hauptbahnhof sollen auch die Stadt mit einbeziehen. Als besondere Attraktion wurde ein Tram der Linie 9 als «Wissenstram» gestaltet, das den Studierenden und anderen Interessierten schon auf dem Weg zur Uni Denkanstösse liefern soll. [mir]