Erst pink, nun pinkelgelb. Was kommt wohl als nächstes? Lukas Messmer

Als ob Petrus vom Himmel gepinkelt hätte

Der viereckige Betonklotz vor dem Kollegiengebäude sticht ins Auge. In den letzten Jahren wandelte sich dieses (Un)ding vom englischen Rasen zum urinfarbenen Wasserbecken.

20. Februar 2008

Corporate Publishing treibt manchmal seltsame Blüten. Das «Unijournal» bezeichnete das Becken in der letzten Ausgabe im Rahmen der Serie «Das Uniding» als «in Beton gegossene Grosszügigkeit» und als «konstruktiv-konkretes Kunstwerk». Die Bezeichnung Wasserbecken ist irreführend, und konkret ist an dem Werk gar nichts, denn im Winter enthält es wegen drohenden Frostschäden gar kein Wasser. Darum nennen wir es behelfsmässig einfach (Un)ding, in Anlehnung an die Serie des «Unijournals». Anfangs des neuen Jahrtausends baute die Universität Zürich einen neuen Hörsaal mit 500 Plätzen: den KOH-B-10, im Unijargon liebevoll «Gummibärlisaal» genannt. Auf dessen Dach kam das (Un)ding der Architekten Gigon / Guyer zu stehen und sollte «auf den darunterliegenden Hörsaal und dessen Künstlichkeit hinweisen». Als Inspiration dienten die Karpfenteiche vor dem KO2. Den ehemaligen englischen Rasen verschoben die Architekten auf das Dach der Mensa, auf diesen grauen Betonklotz, wo es an Schatten fehlt und man sich im Sommer rösten lassen kann wie die Brathähnchen, die eine Etage tiefer serviert werden. Ältere Semester mögen sich erinnern: In den letzten sechs Jahren morphte sich das (Un)ding gleich mehrere Male in einen neuen Habitus. Vom englischen Rasen zum heutigen Wasserbecken, das zunächst aber eine andere Farbe hatte: rosa. Ein Konstruktionsfehler (das Rosa bildete Blasen und verfärbte sich im UV-Licht) machte einen neuen Anstrich nötig. Aus dem «pfiffigen Rosa» wurde «Sonnenblumengelb» (Unijournal). Oder: Das Pink wurde zu Pinkelgelb. Zurzeit bedeckt ein schwarzer Plastik den Boden des (Un)dings. Laut Raymond Bandle, der für Bauten und Räume im Unizentrum zuständig ist, soll dieser den Belag vor Rollbrettfahrern (!) schützen.

Klotz, Karpfen oder Kaffee?

Wie soll die Universität architektonisch gestaltet werden? Studierendenfreundlich oder künstlerisch anspruchsvoll? Wir Studierenden vermissen Ruhe- und Arbeitsplätze, und so ist es unverständlich, warum dieser wunderschöne Platz für einen «konstruktiv-konkreten» Betonklotz verbraucht wird. Anstatt Petrus’ Pissoir beim nächsten Umbau hellgrün zu streichen, hier ein paar alternative Vorschläge: a) Bar und Café im Sommer, mit schattenspendenden Bäumen oder Sonnenschirmen. b) Sprudelbad für die Studierenden, die dadurch ihre im KOH-B-10 geholten Sitzkrämpfe lösen könnten. Im Winter dürften Hockeybegeisterte die Eisbahn nutzen. c) In Anlehnung an die Karpfenteiche des Erbauers des Kollegiengebäudes: Ein Karpfenteich! Zu Weihnachten könnten dann im Uniturm exklusive Weihnachtskarpfen für die vielen deutschen Profs serviert werden. d) Mit einem Fechtplatz könnten die serbelnden Studentenverbindungen ihre traditionsreichen Praktiken einem breiten Publikum zugänglich machen. Oder am einfachsten, weil es sich während der letzten fast 100 Jahre wunderbar bewährte: Den Klotz schreddern und wieder saftigen englischen Rasen anpflanzen.